Zum Hauptinhalt springen

Referendum nicht vor 2005

Von Heike Hausensteiner

Europaarchiv

In Großbritannien ist nicht nur der Widerstand gegen eine Teilnahme an der Gemeinschaftswährung ungebrochen. Auch eine umstrittene Anti-Euro-Kampagne, die am Wochenende als eineinhalbminütiger Spot in den Kinos starten soll, erhitzt die Gemüter bis nach Brüssel.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 22 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Mitte kommenden Jahres will Premier Tony Blair an Hand von fünf wirtschaftlichen Kriterien entscheiden, ob Großbritannien der Euro-Zone beitreten soll. Eine allfällige Volksabstimmung werde nicht vor den Unterhauswahlen im Sommer 2005 stattfinden, meinen Experten. Nach Angaben der Tageszeitung "The Times" gilt es als möglich, dass Schatzkanzler Gordon Brown im Herbst die fünf Beitrittskriterien für nicht erfüllt ansieht. In aktuellen Meinungsumfragen lehnen 49 Prozent der Briten einen Euro-Beitritt ab, 36 Prozent sind dafür. Die Zeitung "The Sun" zitiert Umfragen, wonach sogar zwei Drittel der Briten den Euro ablehnen. Sowohl "The Times" als auch "The Sun" gehören dem australischen Medienunternehmer Rupert Murdoch, der gegen den Euro ist.

Britische Euro-Gegner wollen indes mit dem Slogan "Ein Volk! Ein Reich! Ein Euro!" gegen die Währung - auf satirische Weise, wie sie sagen - Stimmung machen. Der Schauspieler Rik Mayall ist in dem Kino-Spot als Adolf Hitler verkleidet. Auch Alt-Rocker Sir Bob Geldof tritt auf mit den Worten "es ist nicht anti-europäisch, gegen den Euro zu sein." Selbst die Labour-Abgeordnete Kate Hoey meinte zur Verteidigung der umstrittenen Kampagne: "Auf diese Weise werden Menschen angesprochen, die, offen gesagt, von Politikern nicht erreicht werden." Politik müsse "ein bisschen würziger" werden, meinte EU-Abg. Nigel Farage.

"Der Rückgriff auf Adolf Hitler ist ausgesprochen geschmacklos und unter aller Kritik", reagierte darauf EU-Kommissionssprecher Jean-Christoph Filori. Dass Teile der EVP-Fraktion im EU-Parlament diese "skandalöse Anti-Euro-Hetzkampagne" mittragen, empörte den Geschäftsführer der SPE-Fraktion, Hannes Swoboda. ÖVP-Delegationsleiterin Ursula Stenzel konterte, dass kein einziges britisches EVP-Mitglied den Spot unterstütze. Swoboda dürfte es entgangen sein, dass der "für die ekelhafte Hitler-Kampagne" verantwortliche EU-Parlamentarier Nigel Paul Farage der EDU-Fraktion angehöre. Die EDU-Fraktion ("Europa der Demokratien und Unterschiede") wird aus 16 Europa-kritischen Abgeordneten aus Großbritannien, Frankreich, Dänemark und den Niederlanden gebildet.