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Referenz in Krisenzeiten

Von Francesco Campagner

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Die Terroranschläge in den USA sind auch nach zwei Wochen Mittelpunkt vieler TV-Sendungen. Die verschiedenen Fernsehanstalten bemühen sich, das Grauen in erträgliche Worte zu fassen, die Auswirkungen vorauszuahnen und die politische Lage ausgewogen zu kommentieren. Doch meist gelingt dieses Unterfangen nicht.

Entweder lassen sich die Studiomoderatoren zu kryptischen Kassandra-Formulierungen hinreißen (ZDF, ARD) oder sie fordern von den Kommentatoren einfache und möglichst schnelle Erklärungen für Geschehnisse, die - falls überhaupt - erst in Jahren der Öffentlichkeit bekannt gegeben werden. All dies hinterlässt den schalen Beigeschmack des Schulmeisterns.

Im ORF überraschte die "ZiB" am Montag um 19.30 Uhr dagegen bei einem Bericht über in Flugzeugen gefundene Messer mit dem Aspekt der zeitlichen Verzögerung. Die Meldung wurde bereits am Samstag in den US-Medien veröffentlicht.

CNN hat die Krise bislang mit erstaunlicher Nüchternheit gemeistert. Klar, amerikanische Fahnen wehen zuhauf, die Leitmotive ("America Under Attack", "America's New War") klingen für europäische Ohren reißerisch, doch die Berichte und Kommentare zeugen von medialem Fingerspitzengefühl. Zudem ist man durch die der Internet-Ästhetik entsprechend in Laufschrift eingeblendeten Meldungen innerhalb kürzerster Zeit informiert. In Krisenzeiten ist der Sender aus Atlanta die Referenz.