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Reformstaaten schlagen sich gut

Von Rosa Eder

Europaarchiv

Die Reformstaaten Mittel- und Osteuropas haben sich im konjunkturell schwierigen Jahr 2002 relativ gut geschlagen. Steigende Konsumausgaben stützten das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in der Region, an den hohen Arbeitslosenraten änderte sich jedoch wenig. Weiter steigend ist die Produktivität, und auch die Exporte entwickeln sich recht gut.


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Tschechien, Ungarn, Polen, die Slowakei und Slowenien - zusammengefasst zu den "MOEL-5" - verzeichneten im Vorjahr unverändert eine BIP-Steigerung von 2,2%, die Prognose des Wiener Instituts für Internationale Wirtschaftsvergleiche (WIIW) für heuer lautet plus 2,7%, für 2004 plus 3,4%, hieß es am Donnerstag vor Journalisten.

Bezieht man Bulgarien und Rumänien mit ein, so betrug die BIP-Wachstumsrate des Vorjahres in den "MOEL-7" 2,7%, die Prognose für 2003 und 2004 lautet 3,0% bzw. 3,6%. Voraussetzung dafür sei, dass sich die Wirtschaft in der EU wieder erhole. Kurzfristig steigende Ölpreise im Gefolge eines Irak-Kriegs würden das Wachstum durchschnittlich um einen halben Prozentpunkt dämpfen. Allein Russland würde als Ölexporteur von diesem Szenario profitieren.

Differenziertes Bild vom Arbeitsmarkt

Die Produktivitätsfortschritte der vergangenen Jahre haben dazu geführt, dass in den Reformländern weiter Stellen in der Industrie abgebaut wurden, berichtete WIIW-Chef Peter Havlik. Unter den höchsten Arbeitslosenraten leiden Polen und die Slowakei. Für sie erwartet das WIIW heuer Werte von 20% bzw. 18%, während Tschechien, Ungarn und Slowenien im einstelligen Bereich liegen.

Um nachhaltig neue Arbeitsplätze zu schaffen, müsste das BIP-Wachstum schon auf einen Wert über 4% angekurbelt werden, so Havlik.

Unspektakulär ist die Entwicklung bei den Verbraucherpreisen. Sie stiegen im vergangenen Jahr in den MOEL-5 um 4%, für heuer wird ein Anstieg um 4,4% prognostiziert.

Die EU-Mitgliedschaft werde sich schon 2004 leicht positiv auf das Wirtschaftswachstum der Beitrittsländer auswirken, so die WIIW-Experten. Jede Verzögerung des Beitritts würde jedoch einen großen Rückschritt bedeuten, mit gravierenden Auswirkungen auf das Wachstum.

Noch weit entfernt vom EU-Durchschnitt

Wann es keine Einkommensunterschiede zwischen den Beitrittskandidaten und dem EU-Durchschnitt mehr geben werde, sei heute nicht absehbar, betonte Havlik. Bis 2015 werde kein Kandidatenland den EU-Durchschnitt erreichen. Derzeit bewege sich der Unterschied beim BIP pro Kopf nach Kaufkraftparitäten zwischen den Kandidatenländern und Österreich zwischen 40 und 70%. Havlik merkte aber an, dass es auch innerhalb der EU-Länder nach wie vor Unterschiede gebe.