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Sommertourismus ist Sorgenkind. | Billigflieger lassen Städte boomen. | Wien. "Der Sommer 2006 ist ins Wasser gefallen", sind sich Statistik Austria, Österreichische Hoteliervereinigung (ÖHV) einig. Vor allem im Bundesland Kärnten hat es Verluste gehagelt - ein Minus von mehr als 14 Prozent bei den Nächtigungen belastet dort die Tourismusbranche. Für Gesamtösterreich erwartet Peter Laimer von der Statistik Austria einen Rückgang um bis zu 2 Prozent.
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In Kärnten sei die Schlechtwetterperiode vor allem im August der Hauptgrund für den Ausfall, sagt Anton Wrann, Vizepräsident der Interessensvertretung ÖHV. "Außerdem haben wir viele Campingurlauber. Wenn es schüttet und kühl ist, werden die Zelte wieder abgezogen." Um ein besseres Ergebnis in der Statistik zu verbuchen, solle Kärnten künftig den Fokus verstärkt auf "Qualitätstourismus" legen, meint Wrann. Die Kärntner Tourismusbranche könne mit den Anforderungen der potenziellen Urlauber nicht mehr mithalten. Die hohe Zahl der Privatquartiere müsse "innovativeren" Unterbringungsmöglichkeiten weichen, ergänzt er.
Derzeit sei vieles, was geboten werde, schlicht zu teuer, meinen Kritiker. Auch Laimer ortet "möglicherweise ein nachteiliges Preis-Leistungs-Verhältnis".
Spitzenreiter Salzburg
Im Bundesland des "Schnürlregens" herrscht hingegen Hochwetterlage. Die Zahlen für das Land Salzburg blieben im Vergleich zum Vorjahr stabil - und die Stadt Salzburg boomt: Mozart, Fußball- und Rad-Weltmeisterschaften sowie Festspiele bescheren der Stadt einen Zuwachs an Übernachtungen. Mit fast 1,9 Mio. Nächtigungen im Jahr 2005 und einem leichten Anstieg für die diesjährige Sommersaison befindet sich Salzburg in der Rangliste der Statistik Austria auf Platz 2 hinter Wien. Die Hauptstadt punktet bei den Touristen vor allem mit dem Kulturangebot. Ein Zugpferd für die Branche ist außerdem der Kongresstourismus. Billigfluglinien haben keinen nennenswerten Anteil an den vergleichsweise hohen Nächtigungszahlen.
Salzburg hingegen profitiert wesentlich von den Routen der Billig-Airlines. Das Plus an britischen Gästen ist auch darauf zurückzuführen, dass Ryan Air die Stadt anfliegt. Das Gros der Urlauber, die per Billigflieger kommen, stellt nach wie vor Deutschland. Für den heimischen Tourismus entscheidende Herkunftsorte sind Berlin, Hamburg, Hannover, Düsseldorf, Stuttgart und Köln, die von Air Berlin und German Wings betreut werden. Allerdings geht die Zahl der deutschen Urlauber zurück.
Weniger Deutsche
"Diejenigen, die einen Flug gebucht haben, bleiben natürlich die gesamte geplante Zeit. Diejenigen, die einfach ins Auto steigen, brechen bei Regen ihren Urlaub ab, und fahren heim", sagt Sabine Fragner vom Wirtschaftsforschungsinstitut. Daran ändere auch der europaweite Wirtschaftsaufschwung wenig.
Deutsche, Holländer und Belgier rissen in die Statistik für den Zeitraum von Mai bis August das größte Loch: Um 19 Prozent sank die Zahl der Nächtigungen dieser drei Herkunftsländer zum Vergleichszeitraum 2005. Mehr Urlauber kamen hingegen unter anderem aus den USA.