In einem zum bersten vollem Rudolf-Sallinger-Saal in der Wirtschaftskammer (WKÖ) rührten am Freitag politische Vertreter aus Serbien die Werbetrommel für ihr Land. Österreich ist in Serbien bereits jetzt der zweitgrößte Investor nach den USA.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 19 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
"Ich bin eifersüchtig", meinte Serbiens Präsident Boris Tadic mit einem Augenzwinkern vor den potenziellen österreichischen Handelspartnern und Investoren. - In Serbien seien derzeit 160 österreichischen Firmen aktiv, in Ungarn aber seien es mehr als 500, so Tadic. Sein Land profitiere von den Investitionen und dem Technologietransfer, dafür könne er in der Balkanregion einen Standort anbieten, der dank der Freihandelsabkommen mit den Nachbarländern einen großen Wirtschaftsraum (55 bis 60 Millionen Konsumenten) umfasse. Zudem habe Serbien ein Abkommen mit Russland; weitere Übereinkommen mit der Ukraine und der Türkei seien geplant.
Österreichs Außenhandel mit Serbien hat sich seit dem Jahr 2000 mehr als verdoppelt. Die serbischen Exporte nach Österreich legten 2004 um 39% auf 109,5 Mio. Euro zu, umgekehrt stieg das Volumen der österreichischen Ausfuhren nach Serbien und Montenegro um 14% auf 437,5 Mio. Euro. Auch für heuer werden zweistellige Zuwachsraten erwartet. Österreichs Außenhandel mit Serbien und Montenegro habe damit das Niveau der EU-Mitglieder Finnland und Griechenland erreicht, heißt es dazu in einer Mitteilung der (WKÖ).
Das serbische Wirtschaftswachstum lag im Vorjahr bei 8% und war damit eines der höchsten in Europa. Für heuer rechnen Wirtschaftsexperten mit einem BIP-Wachstum von 4-5% - ein Wert, der nach wie vor weit über dem europäischen Durchschnitt liegen wird. Zu weiteren Verbesserung der serbisch-österreichischen Handelsbeziehungen hat die serbische Wirtschaftskammer nun auch ein Büro in Wien eröffnet.
"Ich möchte ihnen mitteilen, dass Serbien ein stabiles Land ist", versuchte Milan Parivodic, Minister für wirtschaftliche Beziehungen mit dem Ausland, Bedenken zu zerstreuen. Der demokratische Prozess im Land sei irreversibel. Er erwarte daher im April eine positive EU-Machbarkeitsstudie für den Stabilisierungs- und Assoziierungsprozess.
Auch Außenministerin Ursula Plassnik betonte nach einem Gespräch mit dem serbischen Präsidenten Boris Tadic, die europäische Perspektive von Serbien und Montenegro sowie den übrigen Länder der Region. Plassnik zeigte sich "zuversichtlich", dass die Verhandlungen über ein Stabilisierungs- und Assoziierungsabkommen mit der EU unter österreichischer Präsidentschaft im ersten Halbjahr 2006 abgeschlossen werden können. In Bezug auf die Statusverhandlungen des Kosovo sei eine Verbesserung der Situation der serbischen Volksgruppe von "zentraler Bedeutung", betonte Plassnik.