Statt Kontroverse mit Musharraf Ruf nach Harmonie. | NeuDelhi. Mit schwarzen Bändern am Arm kam Pakistans neue Regierung zum Amtseid. Das 24-köpfige Kabinett unter Premierminister Yousuf Raza Gilani protestierte am Montag so gegen den Mann, vor dem sie das feierliches Gelöbnis ablegen musste: Präsident Pervez Musharraf.
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Der Ex-General sitzt immer noch auf seinem Posten, obwohl er inzwischen von politischen Feinden umstellt ist. Denn es weht ein süßer Wind der Harmonie im politischen Islamabad.
Mehr ein Theaterdonner
Zwar dokumentiert die neue Regierung nach außen gern ihre Feindschaft zu Musharraf, doch es ist mehr Theaterdonner. Denn erstmals in der Geschichte Pakistan erhielt der Regierungschef die Stimmen aller Parlamentarier. Sogar die Opposition, darunter die Musharraf nahestehende PML-Q, wählte Gilani. Offenbar nicht ohne die Weisung des Präsidenten.
Die beiden Wahlsieger, die Pakistanische Volkspartei (PPP) und die Muslim-Liga-N (PML-N) unter Nawaz Sharif haben verkündet, binnen 30 Tage nach Regierungsbildung die von Musharraf geschassten Richter wieder einzusetzen, die dann wiederum Musharraf das Leben schwer machen würden. Doch seit die gesamte Nationalversammlung so harmonisch hinter dem neuen Regierungschef steht, kommen immer mehr Zweifel auf.
Will die PPP die Absetzung des Präsidenten wirklich weiter vorantreiben? PPP-Chef Asif Ali Zardari jedenfalls bemüht sich um den Eindruck, dass Parlament sei nicht stark genug, um den Ex-General abzusetzen.
"Dem Präsidenten könnte es gelungen sein, sein trojanisches Pferd in die Regierung zu schicken", mutmaßte bereits ein PPP-Abgeordneter anlässlich der Wahl Gilanis. Vielleicht habe sich die Pakistanische Volkspartei bereits bei Musharraf abgesichert, falls es mit dem Koalitionspartner PML-N nicht mehr so gut klappt.