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Regierung wirbt fürs Sparen - mit Spar-Etat

Von Martyna Czarnowska

Politik

Um der österreichischen Bevölkerung die Maßnahmen zur Budgetsanierung näherzubringen, will das Finanzministerium nun auf professionelle Werbehilfe zurückgreifen. Mittels Ausschreibung wird nach einer Agentur gesucht, die die Richtlinien für den Sparkurs der Regierung an die breite Öffentlichkeit transportieren soll.


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Harte Maßnahmen erfordern entsprechende Begleitinformation. Immerhin peilt die Regierung für das Jahr 2002 ein Nulldefizit an, bis dahin muss also noch kräftig eingespart werden. Das Ziel steht fest, der Weg noch nicht ganz. Doch dieser ist der Inhalt einer Informations-Kampagne, die noch Ende des Jahres starten soll.

Regierungsarbeit mit der Unterstützung einer Agentur

Laut Anbotsausschreibung will das Bundesministerium für Finanzen eine Agentur auswählen, die es "bei der Information der Öffentlichkeit über finanz- und wirtschaftspolitische Maßnahmen sowie Maßnahmen zur Budgetsanierung unterstützen soll". Gesucht wird ein Konzept, mit dessen Hilfe den BürgerInnen "Notwendigkeit, Ziele und Auswirkungen der von der Regierung getroffenen Maßnahmen" vermittelt werden sollen.

Welche Maßnahmen dies sind, ist noch unklar. Denn sie müssen erst erarbeitet werden. Anfang September werden die Vorschläge von Finanzminister Karl-Heinz Grasser (FPÖ) mit den jeweiligen Ressorts diskutiert, erklärt Pressesprecher Matthias Winkler auf Anfrage der "Wiener Zeitung". Dabei werden die Richtlinien überlegt, die zum erwünschten Nulldefizit führen sollen.

Das "Wie" als Gegenstand der Informations-Kampagne

Es ist nicht das "Ob", sondern das "Wie", das Inhalt der Kampagne sein wird. Denn der Großteil der Bevölkerung habe die Notwendigkeit der Budgetsanierung erkannt, ist auch Winkler überzeugt. Die prinzipielle Bereitschaft zum Sparen sei somit da. "Die Frage ist jetzt: Wie?" stellt Winkler fest: "Über dieses Wie müssen wir gut informieren."

Werbung allein werde dabei wohl nicht ausreichen, Öffentlichkeitsarbeit muss ebenso betrieben werden, meint Helga Longin von "Publico". Sie spricht aus Erfahrung. Vor drei Jahren wurde das PR-Unternehmen mit der Durchführung der Euro-PR-Kampagne betraut. Das Etat für das Jahr 1997 betrug 10 Mill. Schilling.

"Eine Säule solcher Kampagnen ist der direkte Dialog - aktive Kommunikation mit der Bevölkerung", erläutert Helga Longin und führt es am Beispiel des "Euro-Busses" aus. 1998 tourte der Bus durch die Bundesländer, um den Bürger-Innen die Einführung einer gemeinsamen Währung "schmackhaft" zu machen und eventuelle diesbezügliche Ängste zu verringern. Diskussionen mit Experten und Informationsveranstaltungen gingen damit einher. "Es ist wichtig, mit den Leuten ins Gespräch zu kommen, über ihre Ängste zu sprechen", betont Longin. Geplante Maßnahmen müssten erklärt und begründet werden. Denn so wird Akzeptanz ermöglicht: Die Zustimmung zum Euro ist mit dem Wissensstand gestiegen, weiß Longin.

Doch Information kostet - österreichweite Kampagnen verschlingen Summen in Millionenhöhe. So betrug das "Euro"-Budget der Regierung im Jahr 1997 insgesamt 40 Mill. Schilling. Eine österreichweite Plakataktion kostet 3 bis 5,5 Mill. Schilling, schätzt Johannes Newrkla von der Werbeagentur Demner, Merlicek & Bergmann.

Wenig Geld im Werbetopf?

Die Werbeagentur Demner, Merlicek & Bergmann hat ebenfalls Erfahrung mit Kampagnen großen Ausmaßes; sie hatte eine EU-bezogene Plakataktion gestaltet. An der jetzigen Ausschreibung werde sie sich aber nicht beteiligen, verrät Newrkla und fügt hinzu: "Weil wir nichts bewegen können." Die vorgesehenen Mittel seien zu gering, um ein gutes Konzept wirksam umzusetzen. "If you pay peanuts, you get monkeys", fasst Newrkla zusammen.

Zu der möglichen Höhe der Kosten für die Kampagne kann Matthias Winkler allerdings noch nichts sagen. In der Ausschreibung wird lediglich in Hinblick auf den Leistungsumfang ein "maximaler Rahmen" in Höhe von 1,6 Mill. Schilling (exkl. Ust.) pro Jahr festgelegt. Die Kampagne werde aus bestehenden Mitteln finanziert, es werde kein zusätzlicher Budgetposten dafür verwendet, betont Winkler. Näheres ist nicht bekannt. Denn bis jetzt ist noch kein Angebot im Finanzministerium eingelangt.