Neues Leben für konfisziertes Land. | Italien will Mafia-Reichtum bekämpfen. | Brüssel. Bald wird der Österreicher Johannes Hahn für die Regionalpolitik der EU verantwortlich sein. Gestern, Dienstag, präsentierte noch sein Vorgänger Pawel Samecki, wie vielfältig das Ressort sein kann. Brüssel geht nämlich mit seinen Regionalhilfen gegen das organisierte Verbrechen vor. Denn das sei eines der größten Hindernisse für die wirtschaftliche Entwicklung in Süditalien, meinte der polnische EU-Kommissar.
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Ländereien und Gebäude, die von der Mafia beschlagnahmt wurden, werden mit Unterstützung von EU-Mitteln zur Gärtnereien, Weinkellereien oder für den sanften Tourismus umgebaut. Dadurch erhalten junge Menschen in strukturschwachen Gebieten wie Sizilien Ausbildung und Arbeit, die ehemaligen Besitzungen der Mafia werden quasi der Bevölkerung retourniert, erklärte Antonio Maruccia, italienischer Sonderkommissar für die Verwaltung von Besitztümern, die konfisziert wurden. Das organisierte Verbrechen habe viele Hintergründe, sagte er. Doch gemeinsam sei allen Gruppierungen die wirtschaftliche Komponente. Besonders wichtig sei daher, den Reichtum der Mafia durch Beschlagnahme ihrer Besitzungen zu bekämpfen.
42 einschlägige Festnahmen und die Beschlagnahme von Immobilien im Wert von knapp 1,2 Milliarden Euro seien im vergangenen Jahr zu verzeichnen gewesen, berichtete der stellvertretende italienische Polizeichef Nicola Izzo. Bei den Umwandlungsprojekten handle es sich um einen "wichtigen Impuls für die Bekämpfung der organisierten Kriminalität."
Schon das jetzt präsentierte Pilotprojekt hatte sich die EU elf Millionen Euro kosten lassen, bis 2013 will sie weitere 64 Millionen Euro in die Umwandlung von Mafia-Immobilien stecken. Überzeugt haben Samecki etwa das Landwirtschaftszentrum "Terre di Corleone" inklusive Erlebnis-Bauernhof. Die Ländereien gehörten einst dem "Boss der Bosse", Salvatore Riina, der eine mehrfach lebenslängliche Haftstrafe verbüßt. Die Weinkellerei "Centopassi" befindet sich auf einem früheren Grundstück des Mafiamannes Giovanni Genovese. Und eine Gedenkstätte an die Verbrechen der Mafia, den "Garten der Erinnerung", errichteten die Italiener auf dem ehemaligen Anwesen des berüchtigten Bosses Giovanni Brusca, der wegen Mordes in mehr als hundert Fällen sitzt.
Sollten sich beschlagnahmte Grundstücke nicht widmungsgemäß nutzen lassen, dürfe sie der italienische Staat im Übrigen verkaufen, so Maruccia.