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Reha-Häuser entlasten wieder Spitäler

Von Martina Madner

Politik
Stabile Patienten ohne Covid-19 werden nach Operation auch wieder von Reha-Einrichtungen betreut.
© adobe stock/ Yaroslav Astakhov

PVA-Rehabilitationsanstalten übernehmen angesichts der Spitalsbelastung Patientinnen und Patienten.


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Mit der steigenden Anzahl an Sars-CoV-2-Infektionen ist auch das Krankenhaus-Personal durch mehr Covid-19-Erkrankte belastet. Die Höchststände aus der zweiten und dritten Welle sind im Moment noch nicht erreicht: Am 26. November 2020 mussten 714 und am 12. April 615 Personen mit einer Covid-19-Erkrankung auf einer Intensivstation behandelt werden. Allerdings sind es laut den an das Innen- und Gesundheitsministerium gemeldeten Daten mittlerweile 441 mit Covid-19, die eine intensivmedizinische Behandlung benötigen. 2.455 Menschen müssen österreichweit insgesamt mit dieser Erkrankung behandelt werden.

Besonders belastend ist die Situation in Oberösterreich, wo am Sonntag mit 92 Patientinnen und Patienten 28 Prozent der Intensivkapazitäten wegen Corona belegt waren und weitere 449 deshalb auf einer Normal-Station behandelt werden mussten. In Salzburg betonte Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) am Freitag noch, dass die Intensivauslastung im Bundesland weit von der Überlastungsgrenze von 33 Prozent entfernt sei. Am Sonntag waren mit 22 Covid-19-Patienten 16 Prozent der verfügbaren Intensivbetten belegt, weitere 174 brauchen ein Bett auf der Normalstation.

Bei einer Sieben-Tage-Inzidenz von 1.520 in Salzburg, die das Ages-Dashboard am Montag zeigt, die fast doppelt so hoch wie die österreichweite aktuell von 690 ist, wollte sich Haslauer aber schon am Freitag "keine Illusionen" machen. Der Landeshauptmann rechnete mit einem Anstieg an Covid-19-Erkrankten in den Spitälern - und hatte Entlastungsvorschläge für das Spitalspersonal im Lockdown-Gepäck dabei, die aber "noch rechtlich geprüft werden", wie es aus dem Büro des zuständigen Landesrats Christian Stöckl (ÖVP) heißt.

Bereits im "Vollzug" ist allerdings wieder das Verlegen von Patientinnen und Patienten aus Akutspitälern in Oberösterreich und Salzburg in Rehabilitationseinrichtungen der Pensionsversicherungsanstalt (PVA), wie PVA- Generaldirektor Winfried Pinggera im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" bestätigt: "In Rahmen eines Fast-Track-Verfahrens übernehmen wir aus den Akutkrankenhäusern jene Fälle, die nicht Sars-CoV-2-positiv sind, bereits akut erstversorgt wurden und stabil sind."

"Schnelle Spur" vor allem bei Kardiologie und Orthopädie

Als typischen Fall für ein Fast-Track-Verfahren zur raschen Verlegung schildert Pinggera den Fall einer Frau, die wegen eines Oberschenkelhalsbruchs im Akutspital in St. Veit operiert worden ist, also eine Operation hatte, die nicht planbar ist. Bis zu ihrer Entlassung bleibt sie nun aber nicht vor Ort, sondern wird - weil stabil - ins Rehabilitationszentrum Saalfelden überstellt.

Es geht also insbesondere um die nicht planbare kardiologische und orthopädische Nachversorgung. "Nicht um Operationen, die bleiben im Akutspital, sondern zum Beispiel um die Wundnachsorgung, die Beobachtung, die Aktivierung danach, also unser Kerngeschäft. Dafür haben wir auch die Fachärzte und das Pflegepersonal", erklärt Pinggera.

Im Moment geht es um die jeweils 150 bis 200 Betten der PVA-Reha-Häuser in Saalfelden und Bad Schallerbach für Salzburg und Oberösterreich. Mit Bad Hofgastein, Großgmain und Bad Ischl gibt es noch weitere der insgesamt 17 Rehabilitationszentren in der Region. "Es macht natürlich wenig Sinn, jemanden jetzt nach Bad Tatzmannsdorf zu bringen. Möglich wäre es aber bei Bedarf. Wir haben das Reservenetz quer über Österreich gespannt."

Organisiert werden die Verlegungen direkt vom Arzt des Krankenhauses und der Ärztin der Reha-Einrichtung über das normale Anschlussheilverfahren, "das eben schneller startet" oder ebenfalls auf dem kurzen Weg über den PVA-Chefarzt. Der Unterschied zur normalen Reha ist, dass Patientinnen und Patienten auch schon nach einer Woche nach Hause entlassen werden - und nicht erst nach den üblichen drei, die ein Aufenthalt normalerweise dauert. Wegen der verschiedenen Wege und weil die "schnelle Spur" im Budget nicht extra ausgewiesen wird, sondern Teil der Abrechnung aller Rehabilitationsaufenthalte ist, kann Pinggera über die Anzahl, wie oft das in Anspruch genommen wird und wurde, keine Auskunft geben. Er sagt aber: "Im dritten Lockdown waren es sehr viele in Bad Schallerbach, Saalfelden und Großgmain - geschätzt rund ein Drittel der Betten, phasenweise auch mehr." Jetzt gibt es wieder erste Fälle.

Auch die neun Reha-Einrichtungen der Sozialversicherung der Selbständigen spielen "wieder eine wichtige Rolle zur Entlastung der Spitäler", heißt es auf Anfrage der "Wiener Zeitung": "Ziel ist es, den Spitalsektor weiterhin bestmöglich zu entlasten und jedenfalls Abfluss aus den entsprechenden Akutsettings zu gewährleisten." Man trage dazu bei, "Spitalsbetten in allgemeinen Krankenanstalten freizumachen". Genauso wie übrigens auch die Rehaeinrichtung "Mein Peterhof" der Österreichischen Gesundheitskasse in Baden bei Wien: "Allerdings wurde bis dato kein Bedarf seitens der Krankenanstalten und der Bundesländer gemeldet", so die ÖGK-Sprecherin.

Was tun mit Sars-CoV-2-Positiven?

Covid-19-Erkrankte, die ins Spital zur Behandlung mussten, können nicht in die Reha-Anstalten verlegt werden, solange von ihnen noch eine Ansteckungsgefahr ausgeht. "Weil wir sie nicht isolieren können, dafür haben wir nicht die Infrastruktur", sagt Pinggera. Circa 20 Prozent der Covid-19-Erkrankten seien ohne weiteren klinischen Handlungsbedarf im Spital, erläuterte Landeshauptmann Haslauer. "Ihr CT-Wert ist aber noch in einem Bereich, in dem sie immer noch ansteckend sind." Für diese Erkrankten schweben Haslauer sogenannte "Covid-Transferstationen" vor.

Für die zweite Gruppe aber hofft Haslauer auf Pflege ähnlich der Reha-Zentren. Und zwar Pflegebedürftige aus Heimen, wo es beim Personal Engpässe wegen Sars-CoV-2-Positiver gab. "Die landen mangels anderer Pflege auch oft im Spital", sagte Haslauer am Freitag. Diese Patientinnen und Patienten können von Rehazentren nicht übernommen werden, sagt Pinggera: "Wir sind Krankenhausersatz." Deshalb könne man Pflegeeinrichtungen nicht ersetzen - und rein Pflegebedürftige nicht betreuen.