Zum Hauptinhalt springen

Reich der Mitte könnte schon bald Audis größter Einzelmarkt sein

Von Helmut Dité aus Deutschland

Wirtschaft

VW-Tochter fährt 2010 neuen Absatzrekord ein. | Vor Steuern Gewinn von 3,4 Milliarden Euro. | Ingolstadt. "Krise? Mei, scho, a Krise hamma scho: Wir kommen seit dem Herbst mit dem Ausliefern nicht recht nach, die Lieferzeiten bei manchen Modellen werden immer länger, weil uns die Chinesen alles wegkaufen", grinst Robert B. Der 43-jährige Techniker bei Audi in Ingolstadt hat auch allen Grund dafür. Diesen Monat haben alle weltweit fast 60.000 Mitarbeiter des oberbayrischen Autobauers, davon gut 44.000 in Ingolstadt und Neckarsulm, die Erfolgsprämie für das Rekordjahr 2010 aufs Konto bekommen: Mehr als 6500 Euro waren es pro Kopf im Durchschnitt, rund ein eineinhalbfacher Monatslohn, mehr als doppelt so viel wie im Vorjahr, selbstverständlich auch ein Rekord.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 13 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Die Zahlen, die Audi-Chef Rupert Stadler am Dienstag vor mehr als 300 Journalisten aus aller Welt vorlegte, weisen Audi einmal mehr als die Ertragsperle des Volkswagen-Konzerns aus. Bei einem von 29,8 auf 35,5 Milliarden Euro gestiegenen Umsatzerlös konnte das operative Ergebnis (Ebit) auf 3,3 Milliarden Euro gegenüber 2009 gleich mehr als verdoppelt werden.

1,1 Millionen Autos verkauft

Der Vorsteuergewinn stieg von 1,9 auf 3,4 Milliarden Euro - und macht damit fast die Hälfte des vom gesamten VW-Konzern für sein Rekordjahr vorläufig gemeldeten Gewinns aus. Von den knapp 1,1 Millionen im Vorjahr ausgelieferten Autos - ebenfalls ein Rekord - entfielen knapp 230.000 Stück auf den Heimmarkt Deutschland, schon knapp 228.000 Stück aber auf China, das mit einem Plus von gut 70.000 Stück gegenüber 2009 mit Riesenschritten in Richtung größter Audi-Einzelmarkt unterwegs ist. Stadler: "Es hat 22 Jahre gedauert, bis wir in China die erste Million Autos verkauft hatten, die nächste Million wollen wir in den kommenden drei Jahren schaffen."

Starke Absatzzuwächse gab es für die VW-Tochter aber auch in den USA, Großbritannien und Russland. Dort - aber auch in Indien und Brasilien - rechnet man mit weiterhin überdurchschnittlichen Zuwachsraten.

Für heuer peilt Audi neue Rekorde an. In den ersten beiden Monaten 2011 stieg der Absatz in den wichtigsten Märkten um fast ein Viertel. Im Gesamtjahr will Stadler 1,2 Millionen Autos verkaufen, bis 2015 soll der Absatz dann auf 1,5 Millionen steigen.

Zusätzliche Kapazitäten

Neben einem Ausbau der Werke in Ingolstadt und China kommen zusätzliche Kapazitäten in Ungarn und bei der Konzernschwester Seat in Spanien dazu. In Györ können ab 2013 neben Motoren auch 125.000 komplette Autos pro Jahr vom Band laufen. In Matorell bei Barcelona startet schon heuer die Produktion des neuen kleinen Audi-SUV "Q3", 100.000 Stück pro Jahr könnten aus Spanien kommen.

Vor allem aber will Stadler die Profitabilität im Auge behalten: Die Umsatzrendite legte 2010 in Richtung 10 Prozent zu - nach 5 bis 6 Prozent 2009. Damit liegt Audi in der Branche im Vorderfeld, Stadler will aber noch weiter hinauf und sagt der Konkurrenz bei BMW in München und Mercedes in Stuttgart erneut den Kampf an: 2015 soll Audi nicht nur der größte, sondern auch der profitabelste Premium-Hersteller sein.