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Reicht das Stierlogo einmal pro Arie?

Von Christina Böck

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"Dietrich Mateschitz ist ein warmherziger und an den Plänen der Festspiele explizit interessierter Mensch", sagte also Alexander Pereira. Der schlaue Festspielintendant weiß: Warmherzig und finanziell potent, das ist eine vielversprechende Kombination. Und so kam es, dass Pereira den Energydrink-Fantastilliardär zum Opernpaten gemacht hat: Red Bull soll im kommenden Sommer einer Opernproduktion Flügel verleihen. Mozarts "Die Entführung aus dem Serail" wird im Hangar 7 speziell für das Fernsehen - also natürlich für Servus TV - produziert werden.

Da kann es nur aufwärts gehen - bei der letzten großen Übertragung von Servus hat sich bekanntlich einer aus einer fahrenden Raumkapsel gestürzt. Offen ist noch, in welcher Frequenz das Stierlogo durch das Bild getragen werden muss. Und wie der Strafsatz ausfällt, wenn so ein productplacement-ungeschulter Sängerlakai in seinem Eifer die falsche Dose ins Bild hält. Die Baumgartner-Kapsel steht ja jetzt ungenutzt in der Garage...

Genug der Zynismen fielen einem ein, aber im Ernst besehen ist die Idee so schlecht nicht. Löblich ist zum Beispiel, dass ein Konzern, der sich ja vorrangig dem Sport widmet, die Kultur nicht ganz vergisst. Auch Vorwürfe, dass Pereira nur wieder eine alte Idee aus Zürich (die "La Traviata" am Bahnhof) aufwärmt, greifen etwas kurz: Warum soll man einen Erfolg nicht wiederholen wollen? Die "Traviata" hatte damals einen Marktanteil von 34 Prozent. Die letzte große Festspiel-Übertragung des ORF, "La Bohème", immerhin mit Publikumsmagnet Anna Netrebko, hatte heuer im Sommer 20 Prozent.