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Der Vorstoß von US-Präsident Barack Obama, die amerikanischen Banken stärker zu regulieren, sorgt für helle Aufregung. Von einem Feldzug des Präsidenten, ja sogar einer Kriegserklärung ist in den Medien die Rede.
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Dass Obama mit einer derart strikten Vorgabe polarisiert, ist wenig überraschend. Das muss er in der jetzigen politischen Situation wohl tun. Denn die Krise schürt die Hoffnungen der Menschen auf einen Neustart unter geänderten Bedingungen, und die Banken stehen längst als Verursacher des Unheils fest.
Doch es stellt sich die Frage, ob Obama den richtigen Weg wählt. Braucht es wirklich in Stein gemeißelte Benimm-Regeln? Wo bleibt die Eigenverantwortung des (Bank-)Managers, wenn wir voraussetzen, dass der Mensch ein lernfähiges Wesen ist? Geht es nicht ohne Zwang?
Diese Fragen begegnen uns in unzählig vielen Bereichen, etwa die Eindämmung von Wirtschaftskriminalität und Korruption (hierher gehört das hässliche Stichwort "Anfütterung"), die gerechte Entlohnung von Führungskräften, die Einhaltung von Umweltschutzstandards oder die Einführung einer verbindlichen Frauen-Quote in Führungspositionen, um nur einige aktuelle Beispiele zu nennen. Heiße Diskussionen laufen, zufriedenstellende Antworten findet man jedoch kaum.
An allen Ecken und Enden des Wirtschaftslebens begegnen uns Ethik und Moral, weil sie eben immanent zum Menschsein gehören. Kein Wunder, dass Unternehmen bei der Besetzung von Toppositionen vermehrt auf Philosophen zurückgreifen, wie Personalberater berichten. Offenbar besteht die Hoffnung, dass eine Prise Kant oder ein paar Schopenhauer-Hypothesen als Leitlinien herhalten können. Ein paar Alibi-Denker in den Führungsetagen werden uns aber nicht dauerhaft weiterbringen.
Es braucht einfach mehr Bodenhaftung von allen Beteiligten - und ob man die immer mit Gesetzen einzementieren kann, ist fraglich.