Die Lebenserwartung steigt, die Geburtenrate sinkt, Männer verdienen mehr als Frauen - diese Trends werden, wenig überraschend, im EU-Sozialbericht 2001 bestätigt. Sorgenvoll blicken Experten in die Zukunft. Bei Österreichs Kinderbetreuungsgeld zweifeln sie an einem langfristigen Effekt.
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Die Diskussion wird meist von Männern älteren Semesters angeführt. Doch: "Frauen, reißt euch zusammen, bekommt mehr Kinder!" - damit sei es nicht getan, umschreibt Walter Bien von der deutschen EU-Beobachtungsstelle für Familienangelegenheiten das Problem. Bien nennt die "zwei Seiten der Medaille": Es müssten nicht nur mehr Kinder geboren werden, sondern Ältere auch länger arbeiten. Die Geburtenrate steigt, umso eher sich - zumeist für Frauen - Beruf und Familie vereinbaren lassen, so die Experten. Daher erwartet Wolfgang Lutz von der EU-Beobachtungsstelle für Familienangelegenheiten in Wien vom Kinderbetreuungsgeld zwar einen Signal-, aber keinen langfristigen Effekt.
"Der Reichtum muss über die Generationen fair verteilt sein", appelliert Walter Bien. Auf die Hebung der Beschäftigungsrate Älterer (in Österreich derzeit 29 Prozent der 55- bis 64-Jährigen) haben sich denn auch die EU-Regierungschefs im Sinne der "Nachhaltigkeit" festgelegt. Entsprechend der, seit dem EU-Rat von Göteborg auch in der Wirtschafts- und der Sozialpolitik, angestrebten "nachhaltigen Entwicklung" müssten sich die nationalen Politiken nach dem Prinzip orientieren, betonte Fritz von Nordheim Nielsen von der Kommission auf Nachfrage der "Wiener Zeitung". Die Steigerung der Beschäftigtenzahl Älterer bedeutet eine Anhebung des Pensionsantrittsalters. Wie unpopulär die Maßnahme ist, hat das (vorerst) abrupte Ende der Diskussion in Österreich gezeigt.
Der EU-Sozialbericht ist nachzulesen unter: http://europa.eu.int/comm/employment_social/index_en.htm/.