Ihr Name stand für eine wunderbare Verheißung: Jugendliche Schönheit, Eleganz und Ausstrahlung für alle Frauen, und das lebenslang. "Das Streben nach Schönheit ist Ehrensache", lautete die Devise der US-Kosmetik-Königin Estee Lauder, die aus kleinen Verhältnissen kam und in der Nacht auf Sonntag mit 97 Jahren als eine der reichsten Frauen der Welt starb.
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Angefangen hatte die Tochter des Eisenwarenhändlers Max Mentzer im New Yorker Bezirk Queens mit dem Familienrezept für eine Hautschutzcreme. Als sie Jahrzehnte später in den Ruhestand trat, übergab sie ihren beiden Söhnen ein Firmenimperium. Auf rund 10 Mrd. Dollar (8,5 Mrd. Euro) wird der Wert der Estee Lauder Companies geschätzt. Mehr als 21.000 Menschen beschäftigt der Konzern. In 130 Ländern werden seine Kosmetika unter Markennamen wie Clinique und Aramis verkauft.
"Eines Tages", so versprach die ebenso gut aussehende wie ehrgeizige Josephine Esther Mentzer ihren Freundinnen in Queens, "werde ich alles haben, was ich mir wünsche." Dafür ging sie mit Salben, Cremes und Ölen, die ihr Onkel John Schotz, ein Chemiker aus Ungarn, zunächst noch auf einem Gaskocher zusammenbraute, von einer Hausfrauenparty zur anderen.
Der eleganten Frau, die 1930 den geschäftlich nicht sonderlich erfolgreichen Seiden- und Kurzwarenhändler Joseph Lauder geheiratet hatte, nahmen Kundinnen ab, dass Kosmetik Wunder bewirken kann. Dass zur Produktpalette des Chemie-Onkels nicht nur Schönheitscremes, sondern anfangs auch Salben gegen Krätze und Läuse gehörten, störte nicht weiter.
Die charmante Estee überzeugte das Edelkaufhaus Saks Fifth Avenue, probeweise einige ihrer Kosmetika anzubieten. Bald gab es sie auch in anderen New Yorker Geschäften. Der große Durchbruch kam 1953 mit einem Badeöl aus Blumen- und Kräuterextrakten, das Lauder zusammen mit ihrem Freund und späteren Geschäftsführer Arnold van Ameringen schuf: "Youth Dew" (Tau der Jugend) versprach nichts Geringeres als Schönheit und Jugendfrische bis in alle Ewigkeit.
Estee streckte sich für die Werbung lasziv an einem Pool in Palm Beach hin. Aus dem Badeöl wurde eine der erfolgreichsten Duftlinien. Frauen, die etwas auf sich hielten, gingen nicht mehr ohne den Tau der Jugend am Körper aus. Hollywood-Star Joan Crawford schwor, dass sie ihren vierten Mann mit diesem Lauder-Duft in die Ehe lockte. Zu den geschäftsfördernden Mythen, mit denen sich Lauder gern umgab, gehörte, dass sie aus einer europäischen Aristokratenfamilie stamme. Immerhin gehörten später die Herzogin von Windsor und Prinzessin Grace von Monaco zum Freundeskreis der erfolgreichen Amerikanerin, die in ihrem Hauptquartier an der Fifth Avenue Hof hielt und der selbst Staatsgäste wie Michael Gorbatschow und dessen Frau Raissa ihre Aufwartung machten.
Auch als Spenderin für Krankenhäuser, Universitäten und Museen hatte Lauder, die als Erfinderin der Geschenkwerbung mit Kosmetikproben in Minipackungen gilt, viele Freunde. Einigen namhaften Kollegen hingegen erschien sie als kratzbürstig. Elizabeth Arden wurde von Lauder als knauserig und "nicht schön" madig gemacht. Charles Revlon nannte sie einen "unerbittlichen Feind". Und über Helena Rubinstein lästerte die "Queen of Cosmetics", die möge ja wie eine Zarin gewirkt haben, aber "ihre Nackenhaut war keineswegs perfekt".