Der Musiker gilt als popkulturelle Symbolfigur des "Arabischen Frühlings".
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Im Arabischen Frühling stürzten nicht nur Diktatoren, im Orient wurde auch das Genre des Protestsongs wiederbelebt. Von Marokko bis Syrien singen und rappen mutige junge Menschen für ihre Anliegen. Einige fanden dabei den Tod, wie zum Beispiel der syrische Sänger Ibrahim Qashoush, den man mit aufgeschlitzter Kehle im Orontesfluss fand. Eine Sammlung dieser Revolutionslieder bietet der Sampler "Our Dreams Are Our Weapons - Soundtracks of the Revolutions in Tunisia and Egypt" (Network).
Keiner steht so für die derzeitige musikalische Protestkultur wie der 23-jährige tunesische Rapper El Général, sein Lied "Rayis le-Blad" gilt als "Hymne der arabischen Revolution". Zwar gab es in Tunesien schon lange eine lebendige sozialkritische Musikszene, doch erst El Général traf mit seinem direkten Angriff auf den Präsidenten den Nerv einer jungen wütenden Generation. Seine vorübergehende Verhaftung im Jänner steigerte seine Popularität nur noch, vom "Time Magazin" wurde er unter die 100 einflussreichsten Personen 2011 gewählt. Am Freitag war er in Wien zu Gast.
"Wiener Zeitung":Sehen Sie sich mehr als Musiker oder als politischer Aktivist?El Général: Mein Rap spricht sowohl politische wie gesellschaftliche Themen an, die für die Menschen interessant sind. Die Musik ist mein Transportmedium. Ich habe es gewählt, da es der einzige Weg ist, den ich kenne. In meiner Rolle als MC sehe ich es als meine Pflicht, meine Stimme zu erheben.
Wer sind Ihre Vorbilder?
Auf jeden Fall der französische Rapper Kery James. Er rappt über Themen wie Ungerechtigkeit, Unterdrückung, Rassismus.
Wie hat sich Ihr Leben in den letzten Monaten verändert?
Die Verantwortung ist größer geworden, ich muss mehr auf meine Worte und mein Handeln achten. Denn meine Musik ist nun keine rein regionale Angelegenheit mehr, sondern hat größere Dimensionen. Das macht es auch schwieriger, das, was ich erreicht habe, zu halten. Ob und wie lange ich davon leben kann? Das wird sich zeigen. Manche Rapper schaffen es, viele nicht.
Wie hat sich die tunesische Musikszene durch die Revolution verändert?
Vor allem für den Rap hat sich viel geändert. Zuvor war es verboten, Konzerte zu veranstalten und CDs zu verkaufen, die nicht zuvor die Zensur durchlaufen haben. Nun hat das Kulturministerium die Rapmusik sogar offiziell als Kunstrichtung anerkannt. Die Musik wird viel im Fernsehen gespielt und was im Fernsehen läuft, verkauft sich auch am Markt besser. Die Revolution hat dem HipHop einen Platz in der tunesischen Gesellschaft gebracht.
Viele junge Männer Ihrer Generation streben nach Europa. Haben Sie je darüber nachgedacht, Tunesien zu verlassen?
Darüber habe ich oft nachgedacht. Warum? Wegen der Unterdrückung in einem Lande, das einem nicht einmal ein Minimum an Möglichkeiten bot, um in Würde zu leben. Keine Redefreiheit, Gefängnis, Repression - bei dem Wunsch, das Land zu verlassen, ging es nicht um mehr Geld, sondern um mehr Freiheit.
Werden Sie in zwei Wochen zur Wahl gehen?
Nein, ich habe kein Vertrauen in die politischen Parteien. Wie kann ich zur Wahl gehen, wenn ich kein Vertrauen in die Politiker habe? Wie kann ich eine Partei wählen, an die ich nicht glaube? Ich sehe mich selbst als Kritiker der politischen Szene und nicht als Wähler.
Was würden Sie sich von einem Politiker wünschen, damit Sie ihn wählen?
Dass er dem Lande dient wie ein Mann!