Wahlschlappe für Sozialdemokraten gilt als sicher. | Aufschwung in Schweden hilft der Regierung. | Stockholm/Wien. Wenn die Chefs der vier bürgerlichen Parteien, die sich zu einer "Allianz für Schweden" zusammengeschlossen haben, dieser Tage gemeinsam auftreten, ist von internem Konkurrenzkampf nichts zu spüren: "We are family" tönt es aus den Boxen, und die Regierungspolitiker rund um Ministerpräsident Fredrik Reinfeldt strahlen um die Wette. Kein Wunder, liegt doch das Regierungsbündnis in letzten Umfragen vor der am Sonntag stattfindenden Reichstagswahl stabile acht bis neun Prozent vor dem rot-grünen Oppositionsblock um Sozialdemokraten-Chefin Mona Sahlin.
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Das war nicht immer so: Fast dreieinhalb Jahre lang lag das Linksbündnis in den Umfragen vorne. Zu Beginn dieses Sommers schlug aber das Meinungsklima in Schweden um: Die Tatsache, dass das Land die Wirtschaftskrise bisher besser durchtaucht hat als andere EU-Staaten, wurde Reinfeldt und seinem Finanzminister Anders Borg gutgeschrieben. Das Wachstum scheint stabil, lag zuletzt bei 1,2 Prozent. Die Erwartungen der Analysten für das laufende Jahr sind aber noch weit optimistischer: 4,7 Prozent Wirtschaftswachstum erwartet die Bank SEB.
Während Reinfeldt derart mit Rückenwind segelt, wird seine Konkurrentin Sahlin dem Wahltag wohl mit bangen Erwartungen entgegenblicken: Ihre Strategie, ähnlich wie einst Reinfeldt einen - in diesem Fall linken - Block mit Grünen und der Linkspartei als Alternative zum Regierungslager aufzubauen, ging für die Sozialdemokraten bisher gründlich daneben: Just als der Plan bekannt wurde, sackte die einst so dominierende Partei in den Umfragen ab. Zudem hat Sahlin mit schlechten Sympathiewerten zu kämpfen. Dass sie in Wahlkampfveranstaltungen immer noch als "Schwedens nächste Premierministerin" angekündigt wird, sorgt im Internet bereits für Spott.
Jugend ohne Arbeit
Dabei ist auch im stets gepriesenen Musterland Schweden längst nicht alles in bester Ordnung: So ändert der Wirtschaftsaufschwung bisher noch nichts an den hohen Arbeitslosenzahlen. Die Arbeitslosigkeit lag im Juli bei 8 Prozent, besonders Jugendliche sind davon betroffen: Die Hälfte der 488.000 Arbeitslosen sind unter 24 Jahre alt. Alle Parteien präsentierten sich daher als Förderer von Jobs für Jugendliche. Strittige Themen wie die Einführung des Euro oder das in Europa sonst stets präsente Thema Einwanderung blieben vergleichsweise im Hintergrund.
Avancen an die Grünen
Und das, obwohl nun auch in Schweden eine rechtspopulistische, anti-islamische Kraft ins Parlament drängt: Den "Schwedendemokraten" des 31-jährigen Jimmie Akesson werden bei den Parlamentswahlen um die sieben Prozent Stimmenanteil prognostiziert, sie könnten damit sogar die drittstärkste Fraktion im Reichstag bilden. Wenn dazu noch Reinfeldts kleine, bürgerliche Koalitionspartner unter die Vier-Prozent-Hürde rutschen, kann es für den Premier eng werden. Reinfeldt setzt im Finish bereits auf Beschwörungen: "Wer Schweden liebt, stimmt nicht für die Schwedendemokraten", sagte er bei einer Veranstaltung. Der Premier sorgt bereits für den Fall des Falles vor: Den im Linksbündnis angesiedelten Grünen macht er Avancen, nach der Wahl in den Bürgerblock zu wechseln.