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Reisebudget wird nicht gekürzt

Von Sophia Freynschlag

Wirtschaft

Gespart wird nicht bei der Buchung, aber vor Ort.


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Wien. Am Wochenende startet mit dem Ferienbeginn in Ostösterreich die Sommer-Hauptsaison im Tourismus. Mehr als die Hälfte der Österreicher plant heuer laut Integral-Umfrage einen Urlaub. "Die Reiselust ist ungebrochen", sagt Petra Stolba, Chefin der Österreich Werbung. Dennoch haben sich Negativschlagzeilen und Krisenmeldungen in den Köpfen festgesetzt: "Verunsicherung und Sparnotwendigkeit sind stark ausgeprägt. Es wird nicht am Urlaub, aber im Urlaub gespart", sagt Peter Zellmann, Leiter des Instituts für Freizeit- und Tourismusforschung. Reisende geben also am Urlaubsort weniger aus, bleiben kürzer oder buchen Last Minute.

Durchschnittlich kalkulieren die Österreicher für die Reise mit 1100 Euro - das sind zehn Prozent mehr als 2011, wie eine Umfrage unter 500 Personen im Auftrag von Erste Bank und Sparkassen ergeben hat. Aufgrund höherer Flugpreise werden Reisen bei TUI durchschnittlich um zwei bis drei Prozent teurer. In den heimischen Herbergen liegen die Preise laut Tourismus-Obmann Johann Schenner weitgehend auf dem Niveau des Sommers 2011. Teilweise hätten Hoteliers die Preise angehoben, aber "maximal auf Höhe der Inflationsrate".

Selbstfahrer-Reisen nach Italien und Kroatien boomen

"Den typischen Sommerurlauber gibt es unter den Österreichern nicht", sagt Zellmann. Der Großteil suche im Sommerurlaub Erholung, Sonne, Strand und Meer. Allerdings ziehen immer mehr Österreicher einen Aufenthalt im Heimatland mit Seen und Bergen vor. Ob der Urlaub mit Sport, Kultur oder Shopping verbracht wird, sei von der Person abhängig.

Ein Viertel der Befragten plant laut Integral-Umfrage, den Urlaub heuer im Inland zu verbringen. Dahinter folgen als beliebteste Reiseziele Italien (20 Prozent) und Kroatien (10 Prozent). Diese beiden Selbstfahrerdestinationen sind sowohl bei TUI als auch beim Mitbewerber Ruefa Reisen besonders stark nachgefragt und verzeichnen zweistellige Zuwachsraten.

Die beliebteste Flugdestination im Sommer ist die Türkei, die laut Ruefa mit einem ausgezeichneten Preis-Leistungs-Verhältnis, vor allem im All-inclusive-Bereich, punktet. Unter den Top-3-Ländern befinden sich auch Spanien und Griechenland, trotz der Buchungsrückgänge um 15 bis 20 Prozent für Hellas gegenüber Sommer 2011. "Seit der Regierungsbildung nach den Wahlen nimmt die Nachfrage nach Griechenland-Reisen deutlich zu", sagt TUI-Sprecher Josef Peter-
leithner. Nach den Unruhen Anfang 2011 sind laut Ruefa Reisen auch Badeaufenthalte in Ägypten wieder gefragt. Bei TUI liegt das Land auf Platz vier unter den Flugdestinationen.

Die österreichischen Touristiker erwarten, dass im Sommer 2012 (Mai bis Ende Oktober) die Nächtigungszahl der Vorjahressaison erreicht wird. Mit 64 Millionen Nächtigungen war der Sommer 2011 der erfolgreichste seit dem Jahr 1995. In Kärnten, in der Steiermark und in Wien wird heuer sogar mit einem Plus gerechnet - vorbehaltlich Unsicherheitsfaktoren wie Wetter und wirtschaftliche Entwicklung.

14 Tage Sommerurlaub ist mittlerweile die Ausnahme

Zuwächse werden vor allem bei Schweizer Gästen erwartet, weil Urlaub in Euro-Ländern durch den starken Franken für die Eidgenossen günstiger ist. Tirol und auch das Burgenland verzeichnen derzeit einen Zustrom an Schweizer Gästen.

Der 14-tägige Sommerurlaub sei mittlerweile die Ausnahme, sagt Tourismusforscher Zellmann: Der Trend gehe zu mehreren Kurzurlauben von drei bis fünf Tagen, bei den die Reisenden jeweils eine andere Urlauberidentität annehmen - einmal Städtereisender, dann im Urlaub mit der Familie, oder im Winter als Skiurlauber. Das setze Anbieter unter Druck: Denn die Gäste wollen in einem kürzeren Zeitraum viel erleben. "Die Touristiker müssen von der Eventhysterie rund um Großveranstaltungen Abschied nehmen und ihr Angebot inszenieren", sagt Zellmann. Dazu gehören kleine Maßnahmen, wie das Frühstück in Szene zu setzen und den Gästen Tipps zu Wanderungen oder Veranstaltungen in der Region zu geben.

Potenzial für weitere Buchungen ist da: "Urlaubsentscheidungen werden heuer sehr kurzfristig getroffen", so TUI-Sprecher Peterleithner. Drei Viertel der Urlauber haben bereits gebucht, damit stehe zum jetzigen Zeitpunkt ein Viertel der Buchungen noch aus.