"Bei Reisebüros wird sich bald die Spreu vom Weizen trennen", ist sich Bernhard Wegscheider, Chef der AUA-Tochter TraviAustria, sicher. Gute Beratung sei der einzige Mehrwert, um Reisewillige angesichts billigerer Direktvertriebsschienen wie Internet oder Telefon noch in die Reisebüros zu locken.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 20 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Linienflugbuchungen über die traditionelle Schiene Reisebüro und damit über das, von TraviAustria vertriebene, Buchungssystem Galileo stagnierten im ersten Halbjahr 2004. Buchungszuwächse verzeichneten nur noch Billigflieger, die jedoch großteils nicht via Reisebüro, sondern via Internet gebucht werden. 15% aller seit Jänner in Österreich gebuchten Flugtickets wurden bereits online gebucht - Tendenz weiter steigend.
"Auch der Direktvertrieb der traditionellen Fluglinien geht an den Reisebüros und an Galileo vorbei", meint Wegscheider. TraviAustria versucht daher nun auch die Billigflieger in Galileo einzubinden - wenn nicht zu Buchungszwecken, dann zumindestens um einen Überblick über alle Anbieter samt Flugplänen und Preisen bieten zu können. "Kann das Reisebüro keine Auskunft über Billigflieger bieten, kommen die Kunden nie wieder", erläutert Wegscheider. Selbst wenn die Tickets nicht im Reisebüro gebucht werden können, müsste dieses seine Kernkompetenz, die Beratung, verteidigen.
Auswege aus dem unweigerlich bevorstehenden Reisebüro-Sterben sieht Wegscheider aber schon. So könnten auch die Reisebüros das Internet als Vertriebsschiene nützen und online anbieten.
Außerdem müssten sie das Wissen über die Kunden besser nützen. Bereits heute könnten detaillierte Reisedaten der Kunden aus den letzten Jahren auf Galileo eingesehen werden. "Für die meisten Reisebüros hört aber das Service auf, wenn der Kunde unterschrieben hat," bedauert Wegscheider. Damit würde die Chance, Bedürfnisse vorauszuahnen und entsprechend proaktiv zu beraten und womöglich sogar mehr verkaufen zu können, verspielt.
"Die Reisebüros müssen ihr Geschäftsmodell überdenken," fordert Wegscheider daher. Nur wer es schaffe, die Kunden mit Beratung zu halten, werde auch den Online-Buchungsboom überleben.