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112 Jahre altes Panorama-Bild soll nun auf den Bergisel. | Rotunde bliebe nutzlos zurück. | Brüskierung für Denkmalamt. | Innsbruck. Auf den ersten Blick klingt es nach Schildbürgerstreich: Ein denkmalgeschütztes, 112 Jahre altes und 1000 Quadratmeter großes Panorama-Gemälde soll aus seinem ebenfalls denkmalgeschützten Überbau aus dem Jahr 1906 entfernt und in ein neu zu bauendes Museum quer durch eine ganze Stadt übersiedelt werden. Die Rotunde bliebe leer zurück.
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Doch Land Tirol und Raiffeisen-Landesbank Tirol als Eigentümer des Innsbrucker Wahrzeichens, das Andreas Hofer´s Sieg über Napoleon zeigt, wollen das Bild tatsächlich demontieren. Und dürfen dies trotz gegenteiligen Bescheides des Bundesdenkmalamtes (BDA) auch ab sofort: Denn SPÖ-Kulturministerin Claudia Schmied als übergeordnete Instanz folgte dem Begehren der Eigentümer und hob den BDA-Bescheid kurzerhand auf.
BDA-Präsidentin Barbara Neubauer will dazu offiziell nicht viel sagen: "Wir haben auf die Problematik hingewiesen und einen wohlbegründeten Bescheid erstellt. Wenn dieser nun aufgehoben wird, ist das eine politische Entscheidung, die ich nicht kommentiere", so Neubauer zur "Wiener Zeitung". Fachleute befürchten nicht nur irreparable Schäden am Bild bei Abbau, Transport und Wiederaufbau, sondern auch einen Abbruch der Rotunde.
Die Optik ist verheerend: Das BDA, das im Kampf gegen die Zerstörung historisch erhaltenswerter Stadtteile durch Dach-Aufstockungen, Glas-Kobel-Architektur oder gar "irrtümliche" Abbrüche ohnehin einen schweren Stand hat, bekommt nun demonstriert, dass seine Bescheide nichts wert sind, wenn sich das ein Landeshauptmann und eine große Bank wünschen.
Eine Kostprobe davon hatte Neubauer bereits als Wiener Landeskonservatorin vor rund zwei Jahren erhalten, als das Ministerium ihren Schutzbescheid für den Weltkriegs-Flakturm im Wiener Augarten aufhob, weil ein Bauwerber diesen zu einem Datenspeicher umbauen und aufstocken wollte.
Hintergrund der Gemälde-Übersiedlung ist einerseits das Andreas-Hofer-Jubeljahr: Am 13. August 1809 war es dem Bauernführer gelungen, mit seinen Tiroler Schützen in der sogenannten "Dritten Schlacht am Bergisel" die Grande Armee des Franzosenkaisers Napoleon Bonaparte zu schlagen und zumindest kurzfristig Tirols Freiheit zu erkämpfen.
Neubau um 20 Millionen
Dazu soll am Bergisel ein neues Museum errichtet werden, in dem die Landesregierung "jenes zeitgemäße museale Umfeld, das die Attraktivität des Gemäldes steigern könne", schaffen will. Laut Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) sollten hier "die wichtigsten Stränge der Erinnerungskultur Tirols zusammengeführt und in der europäischen Perspektive des 21. Jahrhunderts neu bewertet" werden. Doch vorerst ist vom Jubel-Museum um geschätzte 20 Millionen Euro Baukosten noch nichts zu sehen.
Der Standort der Rotunde am Fuß der zur gleichen Zeit errichteten Hungerburgbahn hinauf auf die Nordkette ist seit dem Neubau der Bahn 2005 historisch ohnehin entwertet. Für die verwaiste (und ebenso denkmalgeschützte) alte Talstation gibt es bereit ein Abbruch-Ansuchen.
Die Innsbrucker selbst sind laut jüngster Umfrage der "Tiroler Tageszeitung" mehrheitlich gegen die Übersiedlung. Ein Personenkomitee prominenter Tiroler wie Felix Mitterer, Paul Flora und Reinhold Messner setzt sich ebenfalls für einen Verbleib des Gemäldes am Rennweg ein.