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Es kommt nicht oft vor, dass die Mode Sensationsmeldungen generiert. Nun war es wieder so weit: Brisante Meldungen verheißen, die Geschichte der Unterwäsche muss neu geschrieben werden. Denn in Schloss Lengberg in Osttirol wurden Büstenhalter gefunden, die sage und schreibe 532 Jahre alt sind.
Der BH sieht ausgesprochen gut erhalten aus, manches bei schwedischen Textilketten erworbene Dessous befindet sich schon deutlich früher als nach 500 Jahren im ähnlich fetzoiden Zustand. Die Kohlenstoff-14-Datierung hat die Herkunft aus dem 15. Jahrhundert aber bestätigt.
Die Körbchengröße konnte nicht zweifelsfrei festgestellt werden, es handelt sich aber um eine Konfektionsgröße 36. Das ist heutzutage Size Zero. Die altertümliche "Tuttnkraxn", wie man im Kärntner Idiom übrigens sagt, eignete sich nicht wirklich für die Unterstützung der Anatomie. Das ist bei Größe 36 wiederum auch gar nicht so notwendig. Der archäologische Fund zeigt hingegen, dass bereits im Mittelalter Reizwäsche gefertigt und getragen wurde. Über diese Erkenntnis dürften sich vor allem Produzenten von "historischen" TV-Schinken à la "Die Wanderhure" freuen. Welche Möglichkeiten sich da eröffnen, wenn ein adretter Push-Up nicht mehr als Anachronismus gegeißelt wird.
Am Niedergang des Busenhalters mit seiner nun so überraschend üppigen Geschichte arbeitet derweilen eifrig Popsängerin Katy Perry. Ihr wurde nun von der Versicherung verboten, ihre BHs mit rotierenden Schleckern oder ähnlichem Dekor zu versehen. Zu gefährlich. Die Dessous-Pioniere aus Osttirol wären enttäuscht.