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Ein beleibter Ordner - tätowiert, im Camouflage-Bermudas und in Schlapfen - pöbelt lauthals einen Spieler der Gastmannschaft an, endlich den Corner zu treten, während rundherum Gegenstände auf Spielfeld prasseln. Es ist so ziemlich die verstörendste Szene in den vergangenen Jahren im heimischen Fußball, und nein, sie hat sich nicht in den Untiefen der Wiener Unterklassigkeit, wo Derartiges schon vorkommen mag, zugetragen, sondern eben am Sonntag im Wiener Derby vor hunderttausenden (TV-)Zuschauern. Und wenn dann auch noch bekannt wird, dass ebendieser Rapid-Fan-Ordner 2011 beim skandalösen Platzsturm im Derby mit dabei war, er darob als Teil der grün-weißen Hardcore-Fans mit einem einjährigen Stadionverbot bestraft wurde, er aber trotzdem später zum Ordner geadelt wurde, braucht man sich wirklich nicht mehr wundern. Selbst wenn der Mann wirklich vom Saulus zum Paulus mutiert sein sollte, den Rapid-Verantwortlichen hätte das aktuelle Bild auf seinem Facebook-Profil mit Austria-Hass-Schal auffallen müssen. Daher reicht es längst nicht, die Sache mit halb weinerlichen Aussendungen abzutun und euphemistisch zu behaupten, der Ordner habe seine Aufgabe "nicht korrekt erfüllt". Wenn beim Rekordmeister nicht endlich schmerzhafte Konsequenzen - auch auf Führungsebene - gezogen werden, wird man das seit Jahren drängende Fan-Problem nicht loswerden. Aber was soll man noch von einem Klub erwarten, der sich von seinen Ultras öffentlich demütigen lässt, indem diese den Team-Bus "von der Autobahn" holen, um der Mannschaft "die Leviten zu lesen"?