Ernteausfälle um bis zu 75 Millionen Euro werden erwartet. | Wien. Dürre und Hagel verursachten heuer Schäden in Rekordhöhe für die heimischen Bauern. Seit Jahresanfang sind bei der Österreichischen Hagelversicherung, dem einzigen Branchendienstleister für die Landwirte, fast 19.000 Hagel- und Dürre-Schadensmeldungen eingegangen. "Gegenüber dem Vergleichszeitraum im Vorjahr bedeutet dies eine Verdoppelung der Schadensfälle", erklärte Kurt Weinberger, Generaldirektor der Hagelversicherung, am Mittwoch im Rahmen einer eine Zwischenbilanz.
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Bisher seien rund 135.000 Hektar - knapp 10 Prozent der heimischen Agrarfläche - betroffen. Das Schadensausmaß liege bei 60 Millionen Euro. Allerdings: Das Jahr ist noch nicht zu Ende. Weitere 35.000 Hektar, auf denen Wetterkapriolen die Ernte vernichten, könnten noch dazu kommen. Denn statistisch gesehen ereignen sich bis Ende September noch mehr als zehn Hagelunwetter. Bis Jahresende rechnet Weinberger mit einer Schadenssumme von bis zu 75 Millionen Euro.
Dürre wie in Spanien
"Die Landwirtschaft ist mit Dürreschäden konfrontiert, wie sie bisher nur aus Spanien bekannt waren", sagte Weinberger, dessen Assekuranz seit dem Jahr 2000 auch das Risiko Dürre versichert. Österreich war das zweite Land Europas, das Versicherungsschutz in diesem Bereich angeboten hat.
"Nach dem regenarmen und extrem heißen Juli erwarten wir in den kommenden Wochen weitere Dürreschäden an den Kulturen Körnermais und Kartoffeln", analysierte Weinberger. Mit mehr als 6000 Schadensfälle durch Trockenheit bis Ende Juli ist heuer mit den größten Ausfällen seit der Jahrhundertdürre im Jahr 2000 zu rechnen - bisher wurden bereits 50.000 Hektar von der Trockenheit vernichtet.
Problematisch für die Hagelversicherung ist die regelmäßig wiederkehrende Trockenheit in manchen Regionen Österreichs. "Im nördliche Burgenland, Weinviertel, Marchfeld, der Thermenregion oder Teilen Kärntens hatten wir innerhalb der letzten acht Jahre sieben Mal Ernteausfälle durch Trockenheit", schildert Weinberger. Aus Sicht der Hagelversicherung handelt es sich hier nicht mehr um Einzelereignisse, sondern um eine Konstante.
Kritik übt Weinberger deshalb an dem aus seiner Sicht ungeeignetem Anbau wasserintensiver Kulturen, - wie Körnermais - in diesen Problemgebieten. Für die Hagelversicherung stelle sich die Frage, wo im Sinne der kaufmännischen Sorgfalt beim Risiko Dürre die Grenzen der Versicherbarkeit liegen. Gemeinsam mit den Rückversicherungspartnern überlege man daher, in zwei bis vier Jahren eine "neue Bewertung der Dürreversicherung". Vorstellen könne man sich, das Problem durch höhere Selbstbehalte für gewisse Kulturen, wie Körnermais, in den Griff zu bekommen. Eine Prämienerhöhung sei aber nicht geplant.
Zahl der Hitzetage steigt
"Es wird heißer und trockener", bestätigte auch Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb. Modellrechnungen zeigten, dass in Österreich ein Ansteigen der Temperatur in flachen Regionen um zwei Grad, im alpinen Raum um vier Grad, in den nächsten 30 bis 50 Jahren zu erwarten sei: "Die Zahl der Hitzetage mit über 30 Grad hat sich seit Anfang des vorigen Jahrhunderts auf 15 Tage verdoppelt - und steigt weiter".