Christoph Badelt, Vorsitzender der Universitätenkonferenz, im Interview. | Entwurf führt zu mehr Sachlichkeit. | "Wiener Zeitung": Das UG ist gerade einmal vier Jahre in Kraft, jetzt wird es erneut weiterentwickelt. Wo liegt aus Sicht der Universitätenkonferenz das Reformpotenzial?
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Christoph Badelt: In dem Entwurf stehen genau jene Punkte, bei denen eine Weiterentwicklung sinnvoll ist. Insofern erwarte ich ihn mit Optimismus, aber man muss sich den Entwurf natürlich genauer anschauen.
Was werden Sie sich besonders genau anschauen?
Mich freut besonders, dass qualitative Regelungen beim Hochschulzugang eingeführt werden sollen. Da hat ja auch die SPÖ in Form von (Wissenschaftssprecher Josef, Anm.) Broukal immer gesagt, dass es da nicht um Mengenbegrenzungen, sondern um Klarstellungen für die Bachelor-Studierenden geht. Diese müssen wissen, welche Masterstudien für sie geeignet sind und welche nicht. Die Regelungen sind ganz, ganz wichtig, weil sie ein Zurück zur Sachlichkeit bedeuten würden. Natürlich ist auch eine Straffung der Berufungsverfahren wichtig.
Was meinen Sie mit "Zurück zur Sachlichkeit"?
Ich freue mich, dass beim Thema Hochschulzugang jetzt offensichtlich eine Basis gefunden wurde, wo man das politisch heiß umstrittene Thema der quantitativen Regelungen ausklammert, aber Klarheit darüber schafft, welches Bachelor- zu welchem Master-Studium und welcher Master zu welchem PhD führt. Das muss von den Unis klargestellt werden können und dazu brauchen wir diese rechtlichen Grundlagen.
Quantitative Beschränkungen soll es nicht geben?
Die brauchen wir nur dann, wenn die Kapazitäten nicht ausreichen. Diese Frage wird sich aber erst in ein paar Jahren stellen, da das ganze System erst anläuft.
Mögliche Regelungen beim Bachelor - seien sie nun quantitativ oder qualitativ - hat man ad acta gelegt .. .
Ich nehme zur Kenntnis, dass man dieses Thema im Augenblick nicht lösen will. Wir müssen hier vor allem über eine Erweiterung der Kapazitäten reden: Das primäre Ziel der uniko war es immer, genug Geld zu bekommen, um die Leute, die bildungshungrig sind, wirklich auszubilden. Wenn wir das Geld aber nicht haben, dann ist es besser, den Leuten früher als später zu sagen, dass sie keinen Platz haben. Aber das Thema ist ja jetzt nicht Gegenstand der UG-Reform .. .
...was Sie schade finden.. .
Wenn alle anderen Punkte kommen, die dringend notwendig sind, dann ist das ein Fortschritt.
Funktioniert die Autonomie der Unis?
Generell gesehen: Ja, auf jeden Fall. Die Autonomie hat einen Qualitätsschub gebracht. Es ist ganz klar, dass jeder in einer neuen Situation noch in einen Lernprozess verwickelt ist und dass sich die Situation weiter verbessern wird.
Verstehen Sie die Forderung der Betriebsräte nach Sitz und Stimme im Uni-Rat?
Ich verstehe, dass die Betriebsräte informiert sein wollen. Im Uni-Rat werden aber keine Arbeitnehmerrechte behandelt, deshalb ist es wichtig, dass dort die Mitbestimmung über den Senat läuft. Das ändert aber nichts daran, dass man die Betriebsräte anhören soll. Bei gutem Willen müsste eigentlich ein Kompromiss findbar sein.
Wo stehen Österreichs Unis in zehn Jahren und was muss noch geändert werden?
Innerhalb der Hochschulszene werden wir eine Differenzierung brauchen. Nötig ist auch eine dramatische Aufwertung der Hochschulszene. Ein Schlüssel dazu ist der Parlamentsbeschluss, die Ausgaben für den tertiären Sektor bis 2020 von 1,2 auf 2 Prozent des BIP zu erhöhen. Ich hoffe sehr, dass die Regierung diese Ankündigungen auch wahrmacht.
Christoph Badelt ist Rektor der Wirtschaftsuni Wien und Chef der Universitätenkonferenz (uniko).
"Ich hoffe sehr, dass die Regierung diese Ankündigungen auch wahrmacht." Zur Budget-Erhöhung