Nicht die Größe, die historische Lage bestimmt oft den Status einer Religion. | Die Aleviten sind nächster Anwärter auf Anerkennung. | Wien. Zur Frage, wie viele Personen in Österreich sich zu welcher Religion bekennen, besitzt die Statistik Austria keine aktuelleren Daten als jene der Volkszählung von 2001, und sie plant in nächster Zeit auch keinerlei Erhebungen auf diesem Gebiet. Dabei ist die Größe einer religiösen Gemeinschaft kein unwesentliches Kriterium für deren offizielle Anerkennung.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 15 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
In Österreich sollten - bei neu anzuerkennenden Religionsgemeinschaften - zumindest zwei Promille der Bevölkerung (16.000 Personen) der betreffenden Glaubensrichtung angehören. Geht es nach der Zahl der Mitglieder, so können gegenwärtig die Aleviten, deren Gemeinschaft sich aus dem schiitischen Islam entwickelt hat und aus Türken beziehungsweise Kurden besteht, am ehesten mit der Anerkennung in Österreich rechnen. Etwa 60.000 der in Österreich lebenden Muslime gelten als Aleviten. Ihr Antrag auf Erwerb der Rechtspersönlichkeit einer Religionsgemeinschaft wurde gerade im Kultusamt registriert (siehe heutiges Amtsblatt, Seite 37).
Seit der Volkszählung im Jahr 2001 - damals registrierte man 339.000 Muslime im Land, davon 96.000 mit österreichischer Staatsbürgerschaft - hat vor allem die Anhängerschaft des Islam deutlich zugenommen, sie wird bereits auf mehr als 400.000 Gläubige geschätzt. Gleichzeitig ist die Zahl der bekennenden Katholiken - die römisch-katholische Kirche legt dazu jährliche Statistiken vor - von 5,9 auf etwa 5,6 Millionen zurückgegangen.
Etliche der in Österreich anerkannten Religiongsgemeinschaften (bisher 13, nunmehr mit den Zeugen Jehovas 14) sind hierzulande nicht wegen ihrer Größe und Tradition - eine solche haben neben der katholischen Kirche nur noch die evangelische Kirche A.B. und H.B. sowie die orthodoxen Kirchen des griechisch-orientalischen Ritus (am stärksten hierzulande davon die Serbisch-Orthodoxen) -, sondern aus historischen Gründen etabliert.
Islam ist seit derMonarchie anerkannt
So führten die Muslime bis vor einigen Jahrzehnten ein Schattendasein, besaßen aber noch aus der Monarchie (1912) ihren Rechtsstatus; das Judentum ist bereits seit 1890 in Österreich anerkannt, die altkatholische Kirche sogar schon seit dem Ersten Vatikanischen Konzil 1877.
Während der Besatzungszeit nach dem Zweiten Weltkrieg konnten sich die zahlenmäßig relativ schwachen Mormonen (Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, 1955) und die Methodisten (1951) die Anerkennung als Religionsgemeinschaften sichern. 1975 verschaffte sich die sogenannte neuapostolische Kirche diesen Status, 1983 wurden dann auch die Buddhisten in Österreich als Religionsgemeinschaft anerkannt.
Dass schließlich auch die zahlenmäßig meist zusammengefassten drei altorientalischen Kirchen - die armenisch-apostolische, die syrisch-orthodoxe sowie die koptisch-orthodoxe - anerkannt wurden, lag zweifellos mehr an ihrer Altehrwürdigkeit als an bedeutenden Mitgliederzahlen.
Laut letzter Volkszählung bildeten 2001 rund 1,12 Millionen Konfessionslose nach der katholischen Kirche die größte "Glaubensgemeinschaft" in Österreich, diese Zahl dürfte inzwischen sehr gewachsen sein.
Viele Kleingruppen
Da es keine aktuelleren Zahlen gibt, liegt jedenfalls völlig im Dunkeln, wie sich die anderen Glaubensgemeinschaften entwickelt haben, zu denen sich bei der Volkszählung vor acht Jahren noch tausende Bewohner Österreichs bekannten. Von den mehr oder weniger stark christlich orientierten Gruppen hatten damals freie Christen- und Pfingstgemeinden (mehr als 7000), Evangelikale (fast 5000) und Siebenten-Tags-Adventisten (4000) die meisten Anhänger.
Im nichtchristlichen Bereich brachten es die Anhänger des Hinduismus (3600) und die Sikhs (2800) auf die ansehnlichsten Zahlen, wobei die Hälfte dieser Gläubigen nicht die österreichische Staatsbürgerschaft besaß.