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Ultra-orthodoxe Juden greifen TV-Team und Polizei in Beit Shemesh an.
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Jerusalem. Mehrere hundert ultra-orthodoxe Juden lieferten sich am Montag in der Stadt Beit Shemesh Straßenschlachten mit der Polizei, nachdem sie zuvor ein Fernsehteam angegriffen hatten. Die Ultra-Orthodoxen verlangen eine strikte Geschlechtertrennung im öffentlichen Leben, wogegen sich in letzter Zeit aber immer mehr Frauen zur Wehr setzen.
Vor kurzem war es in einem Bus zwischen Ashdod und Jerusalem zu einem Zwischenfall gekommen, als sich eine junge Frau weigerte, sich in den hinteren Teil zu setzen, wie ein Passagier verlangt hatte.
Die jüngsten Zwischenfälle in Beit Shemesh, einer 100.000-Einwohner-Stadt im Westen Jerusalems, gehen auf den Streit um eine neue Mädchenschule zurück, die zu Beginn des Schuljahres an der Grenze zwischen Vierteln der Ultra-Orthoxen und modern-orthodoxer jüdischer Bewohner - die meisten von ihnen Einwanderer aus den USA - eröffnet wurde.
Jüngst gab es im israelischen Fernsehen einen Bericht über die achtjährige Volksschülerin Naama Margolese, die Angst vor dem Schulweg hat, weil sie wiederholt von ultra-orthodoxen Extremisten angespuckt und als "Hure" bezeichnet wurde.
Die Ultra-Orthodoxen betrachten die neue Mädchenschule als Eingriff in ihr Wohngebiet und treten fast täglich gegen die Mädchen auf, deren Anwesenheit für sie eine Provokation darstellt. Sie werfen den Mädchen auch vor, "unanständig" gekleidet zu sein.
Der TV-Bericht über Naama Margolese führte in Israel zu einem Aufschrei der säkularen Kräfte. Selbst Staatspräsident Shimon Peres rief dazu auf, an einer für Dienstagabend angesetzten Demonstration teilzunehmen und das Image Israels gegen eine Minderheit zu verteidigen, die die nationale Solidarität zerstört.
Die Ultra-Orthodoxen stellen etwa zehn Prozent der israelischen Bevölkerung, nehmen durch eine hohe Geburtenrate aber überdurchschnittlich zu und sind bei Regierungsbildungen oft das Zünglein an der Waage.