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Da hat man bis vor kurzem noch gemeint, dass die Zeit für TV-Mehrteiler abgelaufen sei, und schon wurde man - und das gleich mehrfach - vom Gegenteil überzeugt. Das erste Beispiel dafür, dass dramaturgisch gut gebaute Fortsetzungsgeschichten auch weiterhin eine Chance haben, war der Dreiteiler über die Familie des deutschen Literaturnobelpreisträgers Thomas Mann. Konnte man bei "Die Manns" noch argumentieren, dass die Beliebtheit mit dem Interesse am Biografischen, am Privatleben realer Personen zusammenhänge, so trifft dies auf die eben angelaufene sechsteilige Familienchronik "Die Semmelings" sowie auf den jüngst ausgestrahlten Dreiteiler "Liebe, Lügen, Leidenschaften" nicht mehr zu. In beiden Fällen handelt es sich um fiktive Fernsehsagas à la "Denver-Clan" oder "Dynasty", wenn auch hier den sozialen und politischen Begleitumständen mehr Gewicht beigemessen wird als in den Hollywood-Vorbildern.
1,167.000 Zuseherinnen und Zuseher verfolgten im Schnitt die drei Episoden der TV-Saga mit Maximilian Schell. Kein Wunder, dass man bereits daran denkt, die so erfolgreiche TV-Romanze "Liebe, Lüge, Leidenschaften" fortzusetzen. Drei weitere Folgen dieser Produktion von Carl Spiehs' Lisa Film in Zusammenarbeit mit der ARD und dem ORF sollen im Sommer produziert werden, und man will dann noch mondäner werden: Als Schauplätze neben Wien kommen dann auch Paris, Rom und die Toskana zum Zug. Die Zeiten, als Mehrteiler wie "Melissa" oder "Das Halstuch" wahre Straßenfeger waren, sind vorbei, aber Marktanteile von über 40 Prozent sind auch nicht zu verachten.