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Renault-Konzern gibt Gas

Von Ralf E. Krüger

Wirtschaft

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Mit durchgedrücktem Gaspedal jagt Renault-Chef Louis Schweitzer seinen Konzern seit rund einem Jahr in die Globalisierung. Der französische Automobilhersteller, der mit dem Kauf des Benetton-Rennstalls seine Rückkehr in die Formel 1 besiegelte, holt zum Doppelschlag aus. Mit Volvo verbündet sich Renault zum zweitgrößten Lkw-Hersteller der Welt, in Asien steht mit der Übernahme von Samsung Motors der Markteintritt des ersten ausländischen Autoproduzenten in Südkorea bevor.

Bei der Aufholjagd auf seine mächtigeren europäischen Konkurrenten hat Renault seit der Allianz mit dem japanischen Nissan-Konzern kaum eine Gelegenheit auf dem Wachstumspfad ausgelassen. Selbst die im Juni 1999 erworbene rumänische Marke Dacia - die das "5000-Euro-Auto" für die Schwellenländer entwickeln soll - fehlt nicht in der Sammlung. Die Allianz mit Volvo ist eine Art Happy End einer alten Liebelei: Schon zu Beginn der 90er Jahre hatten Volvo und Renault genügend Vorzüge und Gemeinsamkeiten entdeckt, um eine finanzielle Überkreuz-Beteiligung einzugehen, "spätere Heirat nicht ausgeschlossen".

Doch die nordische Braut musste die Verlobung lösen: Dass bei Renault der französische Staat die Mehrheit hielt, schreckte die Volvo-Aktionäre. Volvo hat sich aber nach dem Verkauf seiner Pkw-Fertigung an Ford auf die Lastwagensparte konzentriert, und in Frankreich reduzierte der Staat seinen Anteil auf 44% - Anlass zu einer "Vernunftehe" zwischen den beiden Partnern. Denn nach dem Einspruch der Brüsseler Behörden gegen die geplante Fusion mit Scania war Volvo geschwächt. Und Renault sah eine günstige Gelegenheit, eine Sparte, die nicht immer brilliert hatte, gegen eine finanziell wie auch industriell attraktive Beteiligung einzutauschen.

Die Börsenanleger haben Renaults Rennkurs zwischen Allianzen, Übernahmen und Beteiligungen bisher wohlwollend begleitet. Der Konzern, einst "soziales Schaufenster Frankreichs", hat längst den Ruf eines Kostenkillers mit weit reichenden Renditezielen. Schweitzer hat auch die lukrative automobile Oberklasse im Blick - gerade in Deutschland, wo Renault die wichtigste Importmarke ist. Avancen in Richtung BMW blieben im Vorjahr allerdings unbeantwortet.