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Die Raumsonde "New Horizons" passierte den Zwergplaneten, der größer ist als angenommen.
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Wien/Baltimore. Um exakt 13.49 Uhr (7.49 Uhr Ortszeit) brach am Dienstag im Mission Control Center der Johns Hopkins University in Baltimore großer Jubel aus. "Es fühlt sich gut an", freute sich Alan Stern, Leiter der Nasa-Mission "New Horizons", über den Vorbeiflug der Raumsonde am Zwergplaneten Pluto.
Ob dieser auch geglückt ist, sollte sich allerdings erst heute, Mittwoch, um 3 Uhr früh zeigen. Für diesen Zeitpunkt wurde das erste Signal des im Jahr 2006 von Cape Canaveral gestarteten Fluggeräts erwartet.
Mehr als 1200 Wissenschafter, Nasa-Gäste und Journalisten, darunter auch Sohn und Tochter des 1997 verstorbenen Astronomen und Pluto-Entdeckers Clyde Tombaugh, waren live dabei, um den Vorbeiflug mit schwingenden US-Flaggen zu feiern. Beeindruckt zeigte sich auch der ehemalige Astronaut und nunmehrige Leiter des Nasa Science Mission Directorate, John Grunsfeld. Der Schlüssel dieses "unglaublichen Erfolgs" liege im Teamwork von Ingenieuren, Hardware, Wissenschaft und Regierung, betonte er unmittelbar nach dem erfolgten "Plutoflyby" in der Live-Übertragung von "Nasa TV".
2370 Kilometer
Zuvor konnte die US-Weltraumorganisation schon eine der wesentlichsten Fragen beantworten, über die schon seit Plutos Entdeckung im Jahr 1930 diskutiert wurde. Nämlich jene über seine tatsächliche Größe. Den Berechnungen der Nasa-Wissenschafter zufolge beträgt der Durchmesser des vom ursprünglich neunten Planeten unseres Sonnensystems zum Zwergplaneten degradierten Himmelskörpers 2370 Kilometer.
Damit ist er etwas größer als die bisher angenommenen 2300 Kilometer und somit nach seinem Nachbarn Eris nun auch das größte bekannte Objekt im Kuipergürtel. Den Berechnungen zugrunde liegen die jüngsten Bilder, die Lorri (Long Range Reconnaissance Imager), jene Kamera, die "New Horizons" auf ihrem Flug mit sich trägt, zuletzt zur Erde geschickt hat.
Mit den neuen Daten wurde auch klar, dass die Dichte des Zwergplaneten etwas geringer und sein Eisanteil etwas größer als gedacht sind. Plutos Mond Charon hat nun ebenso eine exakte Größe: 1208 Kilometer. Einfangen konnte Lorri auch schon Plutos kleinere Monde Nix und Hydra, die einen Durchmesser von 35 beziehungsweise 45 Kilometern aufweisen. Sie waren im Jahr 2005 vom Weltraumteleskop Hubble entdeckt worden.
Ein neues Kapitel
Neun Jahre lang dauerte "New Horizons" Reise, um in einer Entfernung von 12.000 Kilometern an Pluto vorbeizurasen. Rund 700 Millionen Dollar wurden in die Mission an den Rand des Sonnensystems investiert, hatte die Nasa entsprechende Zahlen bekannt gegeben.
Schon in den letzten Tagen wurden immer wieder neue Fotos von Pluto und seiner Umgebung veröffentlicht. Doch wegen der extremen Entfernung dauert es einige Stunden bis Signale per Lichtgeschwindigkeit bis zur Erde gelangen. Alan Stern sprach von einem "neuen Kapitel in der Weltraumgeschichte". Erforscht wird eine neue Region unseres Sonnensystems, "die wir erst jetzt beginnen zu verstehen".
Das Risiko einer Kollision mit kleinen Materieteilchen zum Schaden der Raumsonde hatte bei eins zu 10.000 gelegen. Die Nasa-Wissenschafter erwarteten das erhoffte Signal von "New Horizons" daher nach dem gefeierten Countdown mit großer Spannung.