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Mit der gestrigen offiziellen Eröffnung der neuen österreichischen Botschaft durch Bundespräsident Thomas Klestil und Außenministerin Benita Ferrero-Waldner am Eingang der "Botschaftsmeile" in Berlin-Tiergarten kehrt die diplomatische Vertretung Österreichs in die unmittelbare Nähe der österreichischen Gesandtschaft während der Zwischenkriegszeit zurück.
Diese war wenige Grundstücke weiter südlich in der heutigen Stauffenbergstraße gelegen, die damals Bendlerstraße hieß. Österreich hatte die im Krieg ausgebombte Liegenschaft im Jahr 1958 zurückerhalten, hatte aber für das leere Grundstück keine Verwendung und verkaufte es deshalb 1969 an die Oberfinanzdirektion Berlin.
Nach dem Beschluss, Berlin wieder zur deutschen Bundeshauptstadt zu machen, gelang es, das prominente Grundstück an der Ecke Tiergartenstraße / Stauffenbergstraße zu erwerben, auf dem am 9. Juni 1999 die Grundsteinlegung erfolgte.
Das Projekt Botschaft
Das Projekt Österreichische Botschaft in Berlin findet seinen Anfang im Jahr 1997 mit einem EU-weiten offenen Wettbewerbsverfahren. Aus 201 Teilnehmern ging der österreichische Architekt Hans Hollein (67) als Sieger hervor. Als Bauträger der Republik hat die Bundesimmobiliengesellschaft das gesamte Bauvorhaben mit einem Volumen von 205 Mill. Schilling abgewickelt und finanziert.
Das Außenministerium zahlt - streng nach wirtschaftlichen Grundsätzen - für die Benutzung des Gebäudes Miete, die Bundeswirtschaftkammer ist auf Teilflächen Untermieter des Außenamtes. Die eigentlichen Bauarbeiten begannen im März 1999, insgesamt waren 52 Firmen beschäftigt.
Der Standort und der Bau
Bis zum heutigen Tag hat sich der Standort Berlin-Tiergarten zu einem Spannungsfeld des Kulturforums mit der Philharmonie und seinen Galerien, des Tiergartens und den neuen diplomatischen und politischen Bauten entwickelt. Dies weist dem Gebäude eine besondere städtebaulich-stadträumliche wie auch symbolische Funktion zu, die Entreesituation zum Botschaftsviertel war durch ein Objekt mit spezifischer Identität und Merkbarkeit zu artikulieren.
Die Wettbewerbsvorgaben verlangten ein Eingehen auf spezifische Bedingungen des Ortes - Solitärbauten im Grünen mit Villencharakter. Zum Zeitpunkt des Wettbewerbs, der als einer der ersten zu den Botschaftsbauten Berlins stattfand, waren die Entwürfe der Nachbarbauten noch nicht bekannt.
Das vorhandene und virtuelle Umfeld ist auf der einen Seite durch Blockrandverbauungen und rektanguläre Objekte bestimmt es strahlen jedoch auch die organischen Bauten Scharouns aus, sowie die Neubauten am Potsdamer Platz. Dementsprechend integriert sich das 18 m hohe Botschaftsgebäude sowohl in die Rektangularität des Umfeldes, artikuliert sich aber auch in einem unverwechselbaren identitätsstiftenden ellipsoiden, plastisch geschwungenen und in Kupfer verkleideten Eckbaukörper.
Der Komplex mit einer Nutzfläche von 4.570 m² setzt sich aus drei Funktionsbereichen zusammen - ein später hinzugekommener Bereich für die Wirtschaftskammer wurde integriert - :
- den Verwaltungs- und Bürozonen sowohl der Botschaft als auch des Konsulats
- den Repräsentations- und Empfangsräumen
- und der Botschafterresidenz.
Diese Zonen sind in einer komplexen Vielschichtigkeit miteinander vernetzt und entsprechend den wesentlichen Funktionsabläufen und Zugangssituationen.
Im Inneren wurde besonderer Wert auf eine den Bedürfnissen einer Botschaft adäquaten Raumkonzeption sowie den Ansprüchen einer bestimmten Atmosphäre und Präsenz gelegt. Differenzierte Raumformen, Raumhöhen und Lichtführungen sowie die Konstellation zwischen Innen und Außen gehen auf den spezifischen Charakter einer Botschaft mit angebundener Residenz ein.
Raum für Anlässe
Für gesellschaftliche Anlässe stehen nicht nur die Innenbereiche, sondern auch die Gartenflächen zur Verfügung, die einen fließenden Übergang zum Gartenbereich des Umfeldes darstellen.
Weiters verfügt die Österreichische Botschaft über einen eigenen Ausstellungsbereich (Galerie) und Mehrzweckräume für bis zu 150 Personen für Veranstaltungen.
Die Kulturarbeit der Botschaft wird künftig dadurch erleichtert, dass das Kulturforum der Botschaft im neuen Amtsgebäude in Berlin auch über eigene Räumlichkeiten verfügen wird, was die Durchführung von Eigenveranstaltungen ermöglichen wird.
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