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Das Leben der Journalisten in der DR Kongo ist von Repression, Gefahr und Armut geprägt. Nur ein Beispiel für das willkürliche Vorgehen des Regimes ist der Fall von Bamporiki Chamira. Er wurde am 14. Februar dieses Jahres unter fadenscheinigen Anschuldigungen verhaftet. Bis zum heutigen Tag sitzt er ohne Verurteilung im Zentralgefängnis von Kinshasa.
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Am 3. Mai 2003 versammelten sich über 300 Journalisten im Grand Hotel Kinshasa, dem ehemaligen Hotel Intercontinental, um den 13. internationalen Tag der Pressefreiheit zu begehen. Einer aber fehlte. Bamporiki Chamira, der Chefredakteur der Tageszeitung "La Tempête des tropiques", befindet sich derzeit im Hauptgefängnis von Kinshasa. Bamporiki Chamira wurde am Morgen des 14. Februar 2003 gemeinsam mit seiner Frau und einem seiner Kinder, das an der Universität Kinshasa studiert, in seinem Haus festgenommen. Er wurde ein Monat ohne Verurteilung und ohne Besuchserlaubnis in einer Zelle des Geheimdienstes ANR (Agence Nationale des Renseignements) festgehalten und am 24. März dem Gerichtshof für Staatssicherheit vorgeführt. Dieser veranlasste seine Einlieferung ins Gefängnis von Kinshasa, in dem er mittlerweile seit drei Monaten auf sein Urteil wartet. Offiziell wird dem Journalisten vorgeworfen, seinem Schwiegersohn, einem gewissen Major Doris, bei dessen Flucht aus dem Gefängnis des ANR behilflich gewesen zu sein. Er wurde dort wegen eines "Komplotts zur Eliminierung des Präsidenten Joseph Kabila" festgehalten. Im Zuge der zahlreichen Verhöre, denen sich Chamira unterziehen musste, wurde er vor allem über seine Arbeit, seine Redaktion und seine Informationsquellen befragt.
Der junge Präsident Kabila hatte bei seinem Amtsantritt guten Willen gezeigt und versprochen, den Krieg zu beenden, das Land zu demokratisieren und die Menschenrechte zu achten. In Wahrheit stellt sich die Situation jedoch anders dar: Unter dem Deckmantel des Kriegszustandes, in dem sich das Land befindet, gehen die Behörden repressiv gegen die Opposition und die unabhängige Presse vor. Die Journalisten bleiben weiterhin die Stiefkinder des Regimes und das, obwohl sich die Demokratische Republik Kongo in ihrer neuen, von allen Bürgerkriegsgegnern unterzeichneten Verfassung dazu verpflichtet, die Meinungsfreiheit zu achten.
Noch nie war das Leben für Journalisten in diesem von Kriegen gezeichneten Land, in dem mittlerweile auch das soziale Leben zum Stillstand gekommen ist, so gefährlich und so mühsam wie heute. Durch die schlimme Wirtschaftskrise, der zahlreiche Unternehmen zum Opfer fallen, muss die Presse auf ihre Haupteinnahmequelle, die Werbung, verzichten.
Das führt dazu, dass die kleinen Zeitungen mit einer Auflagenhöhe von unter tausend Exemplaren täglich um nicht vorhandene Leser kämpfen müssen, denen die Kaufkraft abhanden gekommen ist. Auch die Journalisten leben in extremer Armut - weder verfügen sie über Arbeitsverträge oder annehmbare Gehälter, noch sind sie sozial abgesichert.
Diese prekäre Situation treibt viele Journalisten in die "Prostitution". Um zu überleben, stellen sie sich in den Dienst des Bestbietenden und liefern somit oft verfälschte und manchmal sogar manipulierende Berichte.
Tshivis Tshivuadi ist Generalsekretär von Journalistes en Danger (JED), einer Organisation zur Verteidigung der Pressefreiheit in der DR Kongo. http:// www.jed-congo.org
Übersetzung aus dem Französischen von Miriam Hamidi, Radio Afrika International