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Republik hortet Hälfte ihres Goldes nun in Wien

Von Karl Leban

Wirtschaft

Die Nationalbank hat 90 Tonnen von der Lagerstelle London nach Österreich transferiert.


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Wien. Ab Mitte 2015 war die Nationalbank (OeNB) damit beschäftigt, einen Teil des in Großbritannien bei der Bank of England gelagerten Goldes der Republik - konkret 90 Tonnen - nach Österreich zu transferieren. Diese Rückholaktion ist mittlerweile abgeschlossen. In den Tresoren der OeNB und deren Tochter Münze Österreich AG werden nunmehr 140 Tonnen des gelben Metalls gebunkert. Mithin wird jetzt die Hälfte der staatlichen Goldreserven im Inland gehortet, so wie das im neuen Lagerstellenkonzept der OeNB vorgesehen ist.

Allerdings sollen diesem Konzept zufolge auch die Goldbestände im Ausland umgeschichtet und neu verteilt werden. Geplant ist demnach, bis spätestens 2020 in Großbritannien nur noch 84 Tonnen zu lagern, in der Schweiz jedoch mit 56 Tonnen um ein Vielfaches mehr als bisher (siehe Grafik). "Damit wird einerseits das Konzentrationsrisiko an einem Lagerort reduziert, andererseits aber die Möglichkeit, Gold auf den Handelsplätzen London und Zürich im Anlassfall rasch einzusetzen, offengehalten", erklärte der Chef der Nationalbank, Ewald Nowotny, am Dienstag.

Teile der österreichischen Politik hatten in der Vergangenheit immer wieder kritisiert, dass der Anteil des im Ausland gehorteten Staatsgoldes viel zu hoch sei, und daher auf eine Rückführung nach Österreich gepocht. Noch vor drei Jahren hatte der Auslandsanteil gut 82 Prozent ausgemacht, während hierzulande lediglich knapp 18 Prozent der staatlichen Goldreserven verfügbar waren. Jetzt also ist der Gesamtbestand von 280 Tonnen zu je 50 Prozent auf das In- und Ausland aufgeteilt.

Rückholkosten: 600.000 Euro

Zu aktuellen Preisen sind Österreichs Goldreserven in Summe knapp zehn Milliarden Euro wert. Laut OeNB hat die Rückholung jener 90 Tonnen nach Österreich rund 600.000 Euro gekostet, mit den noch anstehenden Umschichtungen der Bestände im Ausland dürften sich die Kosten am Ende auf etwas mehr als eine Million Euro summieren.

OeNB-Direktor Kurt Pribil betonte am Dienstag, dass im Zuge der Rückholaktion die Echtheit jedes einzelnen Goldbarrens erneut untersucht worden sei: "Mit einer hochpräzisen Waage wird das Gewicht überprüft, ein Ultraschallgerät ermöglicht es, den Kern des Barrens zu prüfen, und mithilfe einer Röntgenfluoreszenzprüfung wird die Feinheit des Goldes bestimmt." Der Feingehalt muss mindestens 995 von 1000 Teilen Feingold betragen, er bestimmt den tatsächlichen Goldgehalt eines Barrens. Bei allen geprüften Barren habe die Echtheit bestätigt werden können, hieß es seitens der Nationalbank.

"Eiserne Liquiditätsreserve"

Der Zweck staatlicher Goldreserven ist es, in Krisenszenarien die Option zu haben, Gold gegen eine Fremdwährung zu tauschen oder eine Fremdwährungsfinanzierung aufzunehmen. "Das ist die eiserne Liquiditätsreserve", wird dazu in der OeNB erklärt.

Weltweit beliefen sich die Goldreserven des öffentlichen Sektors per Juni 2018 laut dem Internationalen Währungsfonds auf rund 33.813 Tonnen. Das Land mit den höchsten Goldreserven sind die USA (8133 Tonnen), gefolgt von Deutschland (3371 Tonnen) und Italien (2452 Tonnen). Das Eurosystem insgesamt hält aktuell einen Goldbestand von etwa 10.780 Tonnen. Nach wie vor der bedeutendste Handelsplatz für physisches Gold ist London - neben vergleichsweise kleineren Handelsplätzen wie Zürich.