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Die Erste Bank ist zwar nach wie vor sehr ertragsstark, aber ihre Eigenkapitalausstattung ist unzureichend. Aus heutiger Sicht hätte sie besser zu guten Börsenzeiten vorgesorgt und zu vorteilhaften Konditionen eine Kapitalerhöhung durchgeführt. Eigentlich müsste sie jetzt eine Kapitalerhöhung durch Ausgabe junger Aktien beschließen, was unangenehm wäre, da der Aktienkurs momentan recht niedrig ist. Die Erste Bank muss aber nicht, schließlich verfügt sie über ausgezeichnete Beziehungen zu Vater Staat, der ihr zu konkurrenzlosen Konditionen langfristiges Eigenkapital zur Verfügung stellt.
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Wie vorteilhaft die Finanzierung für die Erste ist, zeigt sich schon daran, dass ihre Aktie am Donnerstag um knapp 12 Prozent zulegen konnte und daran, dass sich jetzt immer mehr Banken für diese tolle Re-Finanzierungsmöglichkeit interessieren.
Acht Prozent Fixverzinsung wären zwar für einen Kreditnehmer, der gute Sicherheiten bieten kann, nicht so billig. Wir reden hier aber nicht von besichertem Fremdkapital, sondern von Eigenkapital. Österreichs kapitalschwache Unternehmen würden daher, insbesondere in Zeiten wie diesen, mit Handkuss jeden Eigenkapitalinvestor akzeptieren, der nur acht Prozent fix und sonst nix will. Eigenkapitalinvestoren nehmen normalerweise keine Fixverzinsung, sondern Unternehmensanteile, die sie zu einem späteren Zeitpunkt ihrer Wahl mit erheblichem Gewinn veräußern können. Sie sichern sich auch entsprechende Kontroll- und Mitbestimmungsrechte.
Nun gibt es das Argument, dass die Erste Bank junge Aktien im Wert von 2,7 Milliarden Euro in diesen Börsenzeiten gar nicht platzieren könnte, selbst wenn sie die Aktien zum derzeitig günstigen Kurs anbieten würde. Nun, da könnte der Staat einspringen und den Teil der jungen Aktien zeichnen, der derzeit nicht platzierbar ist. Das heißt, in diesem Fall wäre das Gesamtinvestment dieses Staates entsprechend geringer, er hätte alle Mitbestimmungs- und Kontrollrechte, die andere Aktionäre auch haben, und vor allem könnte er seine Aktien, nach Erholung der Börsen, zum Zeitpunkt seiner Wahl, mit Gewinn veräußern. Ein verantwortungsbewusster Finanzminister könnte diese Einmaleinnahme zur Reduktion der Staatsschulden verwenden und einen Betrag zur Sanierung der Staatsfinanzen liefern. Stattdessen lässt er sich von der Erste Bank mit einem Butterbrot abspeisen.
Noch-Kanzler Gusenbauer besitzt sogar die Unverfrorenheit, die mickrigen vier Prozent Zinsdifferenz, die der Staat für seine Garantie erhält, als gutes Geschäft zu bezeichnen. Wahrscheinlich schlägt er demnächst vor, mit diesem Modell die Eigenkapitalprobleme aller österreichischen Unternehmen zu lösen und mit dem Gewinn die Erhöhung von diversen Sozialleistungen zu finanzieren.
Dann können wir uns gleich in Republik Lehman Brothers umbenennen. Zur Erinnerung: Vor ein paar Wochen hat Lehman Brothers mit dem Geschäftsmodell "Garantie gegen kostengünstiges Garantieentgelt" eine gewaltige Pleite hingelegt.
Christian Ebner ist Unternehmensberater und akkreditierter Exportberater in Wien.