Zum Hauptinhalt springen

Republikaner lästern über Nobelpreis-Komitee

Von WZ Online

Politik

Washington. In den USA ist ein heftiger politischer Streit um die Vergabe des Friedensnobelpreises 2009 an Präsident Barack Obama ausgebrochen. Vom rechten Flügel der Republikaner gab es scharfe Kritik an der Entscheidung des Nobel-Komitees und Obamas Politik generell. Die Demokraten warfen den Konservativen vor, sich mit islamischen Extremisten in ein Boot zu setzen.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 15 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Die Parteiführung bezog sich dabei auf die radikal-islamische Palästinenser-Organisation Hamas und die fundamentalistischen Taliban, die ebenfalls den Preis für Obama kritisiert hatten.

Die Entscheidung für den US-Präsidenten nach nur neunmonatiger Amtszeit hatte weltweit Überraschung ausgelöst, war aber im Ausland größtenteils positiv aufgenommen worden. In den USA kamen dagegen erste Angriffe von der republikanischen Seite, noch bevor Obama in einer kurzen Rede im Rosengarten des Weißen Hauses erklärte hatte, er werde den Preis akzeptieren. Die Demokraten reagierten mit Begeisterung über die Rückenstärkung für Obamas außenpolitischen Kurs.

Nur wenige Republikaner beglückwünschten Obama, unter ihnen der Gouverneur von Minnesota, Tim Pawlenty. Obamas Rivale im Präsidentschaftswahlkampf, John McCain, gratulierte höflich-diplomatisch. Der Preis spiegle die Erwartungen, die an Obamas Politik geknüpft würden, sagte McCain in einem Interview des Senders CNN. "Ich bin sicher, Obama versteht, dass er dem jetzt noch mehr gerecht werden muss." Der langjährige Senator fügte hinzu: "Aber als Amerikaner sind wir stolz, wenn unser Präsident einen Preis in einer derart prestigeträchtigen Kategorie erhält."

"Selbstmordanschlag des Nobelpreiskomitees"

Äußerst scharfe Kritik kam dagegen vom republikanischen Parteivorsitzenden Michael Steele. Die Amerikaner fragten sich, "was hat Obama tatsächlich erreicht?" Die Entscheidung sei unglücklicherweise Folge von Obamas Strahlkraft als Politstar, so Steele weiter. "Eine Sache ist sicher: Präsident Obama wird keine Preise von Amerikanern für seine Arbeitsbeschaffung, fiskales Verantwortungsbewusstsein oder für das Untermauern von Rhetorik mit konkreten Taten erhalten."

"Ich bin nicht sicher, was die internationale Gemeinschaft an ihm am meisten liebt: Sein Geschwafel zu Afghanistan, den Verzicht auf eine Raketenabwehr in Osteuropa, dass er den Freiheitskämpfern in Honduras den Rücken zuwendet, Castro verhätschelt, dass er für die Palästinenser gegenüber Israel Partei ergreift oder dass er beinahe hartnäckig gegenüber dem Iran ist", kritisierte der republikanische Abgeordnete Gresham Barrett. Er hoffe, dass der "überraschende Preis" Obama dazu bewege, seinen politischen Kurs zu überdenken.

Der populäre, erzkonservative Radio-Talkshowgastgeber Rush Limbaugh kommentierte: "Die Nobel-Gang hat gerade einen Selbstmordanschlag auf sich selbst verübt." Ähnlich beißend waren auch viele konservative Kommentare in den Internet- Blogs.

Obama will Preisgeld spenden

Obama will keinen einzigen Cent des Geldes behalten, das ihm mit dem Friedensnobelpreis zukommt. Er werde sämtliche der knapp eine Million Euro (rund 1,4 Millionen Dollar), mit denen der Preis dotiert ist, für einen guten Zweck zur Verfügung stellen, sagte der Sprecher des Weißen Hauses, Robert Gibbs.