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Frank Stronach ist extrem; extrem stur, extrem ungeduldig und als Firmengründer extrem erfolgreich. Aber eines ist er sicher nicht: rechtsextrem. Trotzdem muss er sich in Tirol jetzt mit Vorwürfen herumschlagen, einen rechten Hetzer ins Boot geholt zu haben. Selbst schuld: Ein Blick ins Zeitungsarchiv hätte genügt, um von Alois Wechselberger, Ex-FP-Politiker, Listengründer (Unterstützter köderte er mit Geld und Kleinwägen) sowie angeblicher Hintermann einer hetzerischen Homepage die Finger zu lassen. Nobel, dass Parteisprecher Robert Lugar "nicht jeden gleich fallen" lässt und Vorwürfe in Ruhe prüft; auf den Glücksritter hätte Stronach trotzdem verzichten können.
Das Popcorn raus
Die Altparteien sehen genüsslich zu, wie die Neuen bei der Kandidatensuche ausrutschen. Sie sollten sich stattdessen einem kurzen Gedankenexperiment hingeben, wie sie selbst einen Neustart erleben würden: ohne historisch gewachsenen Parteiapparat, ohne das subtil gestrickte Machtkartell aus Kammern, Medien, Banken, Versicherungen, Vereinen, Staatsbetrieben, Autofahrerklubs, Rettungsorganisationen, das durch persönliche und finanzielle Verflechtungen in die letzten Winkel des Landes reicht.
Nicht nur die Stronachs, sondern auch die Neos erzählen, wie Lehrer oder Ärzte, die an Bord wollten, nach 4-Augengesprächen mit ihren schwarz oder rot gefärbten Chefs absprangen; von Künstlern, die Angst hatten, in der Kammer keinen Vortrag oder bei der Bankcharity keinen Auftritt mehr zu bekommen; wer bleibt, sind die Glücksritter. Nach diesem Gedankenexperiment wird aus Schadenfreude schnell Respekt für die Gründer.