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Niemand steht gern vor Gericht. Auch nicht als Zeuge. Wer setzt sich schon kritischen Fragen weißhaariger Hofräte in dunklen Roben, die man mit Titeln wie "Euer Ehren" oder "Herr Rat" anreden muss, aus? Aber eines ist vielen, die schon einmal vor den Richterstuhl treten mussten,
gemeinsam: Respekt. Sei es vor dem Richter, den hohen Räumen oder auch nur vor dem Kruzifix, das in den meisten Gerichtssälen so eindringlich zur Einsicht und Wahrheit mahnt.
Allein, das mit dem Respekt ist so eine Sache. Nicht jeder, der in diesen Zeiten - ob nun zu Recht oder nicht - eine richterliche Vorladung erhält, scheint diesen Respekt aufzubringen. Und das beschränkt sich nicht nur auf Politiker oder Banker - auch der Sport ist nicht ausgenommen. Kostproben gibt es zur Genüge.
Wie sagte nicht der Anwalt von Ex-Sturm-Graz-Boss Hans Kartnig unlängst? "Vor Gericht und auf hoher See sind wir in Gottes Hand." Als ob es sich bei dem Betrugsprozess, der nun in die nächste Runde geht, um eine böse Naturkatastrophe handeln würde, die man nicht habe verhindern können. Sich von gerichtlichen Graupelschauern ebenso unnötig belästigt fühlt sich offenbar auch Bernie Ecclestone, der sich kommende Woche in München wegen Bestechung verantworten muss. Sein Kommentar: "Das Ganze ist doch nur ein kleiner Teil meines Lebens, es sollte keine große Rolle spielen. Aber im Moment kostet es mich viel Zeit." Der Arme. Aber es geht ja eh nur um einige Millionen.
Nun, Demut kann man halt nicht kaufen. Obwohl gerade sie oft ein nützlicher Weg sein kann, wie der Fall von Bayern-Boss Uli Hoeneß zeigt. Und der ist dafür immerhin - sogar von der Bundeskanzlerin - bedankt worden: mit Respekt.