Beim Verkauf der drei A-Tec-Sparten wird Treuhänder ins Schwitzen kommen.
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Wien. Bei der bankrotten Konzernholding A-Tec Industries AG, die mehrheitlich im Eigentum von Mirko Kovats steht, bleibt kein Stein auf dem anderen.
Wie berichtet, sollten ursprünglich 200 bis 210 Millionen Euro Sanierungserlös aus dem Verkauf der ATB Austria Antriebstechnik, der Montanwerke Brixlegg und des Kraftwerks Voitsberg erzielt werden. Doch der Gesamtverkauf wurde versemmelt. Der "fast mittellose" Selfmade-Industrielle Kovats, dessen M.U.S.T.-Privatstiftung aber finanziell sehr gut ausgestattet sein dürfte, schreibt sein Scheitern mit wilden Vorwürfen anderen zu. Wie auch immer - Treuhänder Mathias Schmidt muss nun den gewaltigen Scherbenhaufen, den der A-Tec-Boss hinterlässt, aufräumen und für die Gläubiger zu Geld machen.
Doch der Notverkauf, der jetzt auch den Werkzeugmaschinenbauer Emco umfasst, wird schwierig. Denn die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen haben sich verschlechtert. Das schlägt bei Abverkäufen vor allem auf die Bewertung der Unternehmen und somit auf den Preis durch.
"Das ist in Wirklichkeit derzeit ein Albtraum, schauen Sie sich an, was sich auf dem Markt abspielt", sagt ein bekannter österreichischer Investor zur "Wiener Zeitung". "Momentan akquiriert niemand etwas, weil man keine Finanzierungen erhält - außer man hat Cash." Nachsatz: "Ein Abverkauf geht nur über den Preis." Die Wirtschaftsprüfungsfirma Deloitte hat den Wert der A-Tec-Assets - ohne Emco - auf eine Bandbreite von 200 bis 290 Millionen Euro geschätzt. Geht es nach den Vorstellungen von Kovats, sind nun nur 112 bis 135 Millionen Euro drinnen, obwohl Emco mit im Verkaufspaket ist.
So rechnet der A-Tec-Hausherr, dass bloß eine Gläubigerquote zwischen 25 und 30 Prozent herausspringt.
Sorgenkind ATB Spielberg
Für die steirische ATB Austria Antriebstechnik-Gruppe mit 3627 Mitarbeitern, davon rund 700 Mitarbeiter in Spielberg, soll nach wie vor die chinesische Wolong-Gruppe als Bieter im Rennen sein. Doch Mirko Kovats hat selbst ins Feld geführt, dass die Chinesen nur an dem österreichischen Know-how interessiert sind.
Wolong soll schon dem gescheiterten Käuferkonsortium Contor angehört haben. Laut Branchenkennern sollen die Asiaten aber vor allem auf die deutsche ATB-Tochter Schorch in Mönchengladbach und auf die britische ATB Morley spitzen. Letztere soll Weltmarktführer in der Sparte Elektromotoren für Kohlen- und Goldminen sein.
Die Geschäftszahlen der ATB-Gruppe waren 2009/10 tiefrot, im ersten Halbjahr 2011 drehte sich die Lage ins Positive. Deloitte hat ATB im Fortführungsfall (Stand September 2010) auf einen "Marktwert des Gesamtkapitals" zwischen 124 Millionen und 149,4 Millionen Euro eingestuft, den Marktwert des Eigenkapitals (Unternehmenswert) auf minus 7,1 Millionen Euro bis plus 15,4 Millionen Euro.
Der Salzburger Werkzeugmaschinenbauer Emco ist das Liebkind von Kovats. Dem Vernehmen nach hält der Betrieb mehrere Patente für CNC-Programme, die das Unternehmen laut Insidern "spannend" machen. Zur Division Emco gehörte auch die deutsche Firma Dörries-Scharmann (DST), die im Jänner 2011 um 70 Millionen Euro abgestoßen wurde. Deloitte errechnete im Vorjahr für die Emco-Sparte (inklusive Dörries) einen Marktwert des Eigenkapitals zwischen 61,4 und 87,4 Millionen Euro. "Emco würde sehr gut zum deutschen Maschinenbauer Gildemeister passen", sagen Branchenkenner. Vor längerer Zeit hat sich auch der Investor Erhard Grossnigg als Emco-Interessent geoutet.
Krux mit dem Kupferpreis
Die Montanwerke Brixlegg, eine von zwei Kupferrecycling-Minen in Europa, hat keine eigene Rohkupferzufuhr und ist auf das Angebot des Marktes angewiesen. "Nichtsdestotrotz ist Brixlegg eine ausgezeichnete Firma, die ist am meisten wert", sagt ein Experte. Deloitte hat 2010 den Marktwert des Eigenkapitals mit 78 bis 114 Millionen Euro beziffert.