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Restriktion gegen Resistenzen

Von Christa Karas

Wissen
Zuletzt hilft manchmal nicht einmal mehr die Intensivstation. Foto: fit.fraunhofer.de

Neues EU-Papier: 25.000 Tote pro Jahr durch nicht behandelbare Infektionen. | Österreich bisher zurückhaltend, seit Generika-Einführung leider nicht mehr. | Wien. Mehr als 200 Millionen Euro hat die EU-Kommission über ihre Rahmenprogramme in den vergangenen zehn Jahren in die Forschung zum Thema Antibiotika-Resistenzen investiert. Am Mittwoch stellte sie nun ein Arbeitspapier vor, das als Grundlage für eine bessere Bewältigung dieses wachsenden Gesundheitsproblems dienen soll. Jedes Jahr sterben in der EU etwa 25.000 Patienten an Infektionen, die durch resistente Mikroorganismen ausgelöst werden. Die materiellen Schäden in Form von Gesundheitsausgaben und Produktivitätsverlusten werden auf 1,5 Milliarden Euro pro Jahr geschätzt.


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Die EU hat eine Reihe wichtiger Maßnahmen zur Überwachung von Antibiotikaresistenzen sowie im Bereich Risikobewertung und Risikomanagement gesetzt. So wurden vor allem verschiedene europäische Beobachtungsprojekte finanziert, die Daten über Krankheiten und Resistenzen in ganz Europa geliefert haben. Hinzu kam das Gemeinschaftsrecht, das im Bereich Lebensmittelsicherheit und Tiermedizin den Einsatz antibiotischer Tierarzneimittel als gezielte Methode zur Tilgung von Salmonellen bei Geflügel und Tuberkulose bei Rindern untersagt.

Nun gilt es freilich, die bisherigen Maßnahmen zu erweitern und u. a. den in dem EU-Papier angesprochenen "umsichtigen Einsatz" von Antibiotika in der Viehzucht auch zu gewährleisten sowie gezielte Interventionen zu entwickeln, welche die Vorschriften zum Verbot resistenter Erreger von Zoonosen (auf Menschen übertragbare Tierkrankheiten) in Lebensmitteln betreffen. Details dazu gibt es noch nicht.

Trendige Antibiotika?

Beim Einsatz von Antibiotika in Zeiten viraler Infekte und Influenza scheiden sich indessen oft die Geister. So sagte etwa Oskar Janata, der Hygienebeauftragte des Wiener Donauspitals strikt: "Antibiotika haben im Bereich der saisonalen Infekte des Respirationstraktes sicherlich nichts verloren. Sie sind durch Viren hervorgerufen und Antibiotika wären völlig wirkungslos, wenngleich diese Infekte durchaus ein Krankheitsbild hervorrufen können, dass gesteigerten Handlungsbedarf suggeriert."

Dieser Handlungsbedarf ist für zahlreiche Ärzte dennoch gegeben, wenn bakterielle Keime infolge viraler Erreger auftreten, was ja bei schweren Verlaufsformen der Influenza fast immer der Fall ist - Beispiel Lungenentzündung. Aber auch hier könnten Ärzte indirekt zur Eindämmung von Antibiotika-Resistenzen beitragen, würden sie bei ihren Patienten die Pneumokokken-Impfung, die bis zu fünf Jahre zwar nicht vor allen, aber doch vor den potentesten Erregerstämmen schützt, populärer machen.

Insgesamt stellen alle Resistenz-Berichte Österreichs Ärzten ein sehr gutes Zeugnis aus. Nur für immer noch zu viele Patienten gilt dies nicht, weil sie die vorgeschriebene Antibiotika-Therapie (Dauer und Dosis) nicht einhalten. Und noch etwas trübt das bisher positive Bild: Seit Antibiotika in Form von Generika billiger geworden sind, werden sie eher verschrieben, wie Univ.-Prof. Helmut Mittermayer (Nationales Referenzzentrum für nosokomiale Infektionen und Antibiotika-Resistenz, Linz) feststellt. Damit komme es nicht nur zu Resistenzen, sondern sogar "zu Kreuzresistenzen zwischen den Substanzgruppen wie bei den 3. Generations-Cefalosporinen, was die Behandlungsmöglichkeiten empfindlich einschränkt."

Fest steht, dass der restriktive Einsatz von Antibiotika fortgesetzt werden muss. Denn außerhalb der Krankenhäuser - in denen Ärzte auf neue Abwandlungen bekannter Substanzen zurückgreifen können, die ausschließlich intravenös verabreicht werden - gibt es kaum Innovationen. In den Spitälern gibt es allerdings auch die größten Probleme, da viele Patienten unbewusst potenziell tödlichen Keime dorthin mitbringen und verbreiten.