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Retter des Cobenzl hofft auf Rettung

Von Alexandra Laubner

Politik
Nicht unterkriegen lassen will sich der Pächter des Schloss Cobenzl, Olaf Auer.
© Arnold Burghardt

Rechtsstreit um Schloss Cobenzl zwischen Pächter und Stadt Wien geht nach Räumungsbescheid in nächste Instanz.


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Wien. Es geht hin und her - wie bei einem Ping-Pong-Spiel, bei dem die Schlagtechnik immer härter wird, wie es scheint. Das Duell lautet Pächter des Schloss Cobenzl im 19. Bezirk gegen die Stadt Wien. Der momentane Spielstand des seit mehr als drei Jahren andauernden Rechtsstreites lautet 1:0 für die Stadt, genauer gesagt für das Forstamt, das dem Ressort von SPÖ-Stadträtin Ulli Simas untergeordnet ist. Von Schikanen, Verunsicherung der Gäste und Mobbing ist auf der Seite des Pächters die Rede. Die Stadt spricht hinter vorgehaltener Hand von einem heruntergekommenen Ort.

Die Causa "Schloss Cobenzl" geht in die nächste Runde, besser gesagt in die zweite Instanz. Hat es sich für Olaf Auer, der vor 33 Jahren das Schloss wie auch das Café aufgebaut hat, ausgeträumt? Das Landesgericht Wien ist nun am Zug. Denn Olaf Auer hat gegen das Räumungsurteil, das Ende Jänner vom Bezirksgericht Innere Stadt ausgesprochen wurde, Berufung eingelegt.

Mitte März wurde das Berufungsverfahren eingeleitet und jetzt heißt es abwarten. Die Entscheidung durch den Dreirichter-Senat kann zwei Monate, aber auch bis zu sechs Monate dauern, wie es aus juristischen Kreisen heißt. Das letzte Rechtsmittel, das Olaf Auer gegen das Räumungsurteil der Stadt in Anspruch nehmen kann und auch wird, wie er der "Wiener Zeitung" gegenüber bestätigt, ist der Weg zum Obersten Gerichtshof.

Es ist ein Rechtsstreit, den Olaf Auer als Kampf David gegen Goliath bezeichnet. Wenn man den ehemaligen Fluglehrer fragt, wie der aktuelle Stand der Dinge ist, erzählt Auer ohne Punkt und Beistrich, dass er vier Gebäude mit eigenen Mitteln aufgebaut, 18 Verfahren gegen die Stadt Wien gewonnen hätte und in jenem Jahr, als er mit dem Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien ausgezeichnet wurde, ihm das Kündigungsschreiben übermittelt wurde.

"Bürgermeister Michael Häupl hat hier geheiratet und Landtagspräsident Harry Kopietz (beide SPÖ) war damals, im Jahre 1980, als das Café den Flammen zum Opfer gefallen ist, als Feuerwehrmann im Einsatz," erzählt Auer. "In 33 Jahren habe ich keinen einzigen Ruhetag gehabt. Und jetzt wollen sie es mir beinhart wegnehmen. Wir halten die Stellung und tun das Beste. Man kann mir nichts vorwerfen", erklärt Olaf Auer.

Stadträtin Ulli Sima hüllt sich in Schweigen

Die zuständige Stadträtin Ulli Sima macht sich in der Causa rar und verweist für offizielle Stellungnahmen an Forstdirektor Andreas Januskovecz. Die Stadt wolle das Schloss für die Besucher
attraktiver machen, es werde Events geben und auch einen Weinausschank und weiterhin ein Café-Restaurant. Die Location solle auf den heutigen Stand der Technik gebracht werden, sagt Januskovecz - die "Wiener Zeitung" hat berichtet.

Auer hat laut eigenen Angaben 2,5 Millionen Euro in den Aufbau des Schlosses und des Cafés an einem der schönsten Aussichtspunkte Wiens investiert. "Ich habe das Ganze aufgebaut. Es war eine Brandruine. Ich habe vier Monate gebraucht, um den Schutt und den Dreck wegzuräumen," sagt Auer, der in den 1980er Jahren in den Medien als Retter des Cobenzls gefeiert wurde.

Im Februar 1982 wurde zwischen Auer und der Stadt ein unbefristeter Pachtvertrag abgeschlossen. Im September 1983 eröffnete Auer das Rondo, ein Café-Restaurant im Stil der 1950er Jahre. Jetzt hat sich das Blatt gewendet und der Retter des Cobenzl hofft selbst auf Rettung. Die Stadt hat für Schloss Cobenzl Eigenbedarf angemeldet und den mit Olaf Auer vor 33 Jahren abgeschlossenen unbefristeten Pachtvertrag gekündigt.

Ende 2013 trat die Kündigung mit einer einjährigen Kündigungsfrist in Kraft, Ende 2014 hätte Auer das Schloss Cobenzl räumen sollen. Doch Auer blieb. Im Jänner 2015 brachte die Stadt eine Räumungsklage am Bezirksgericht Innere Stadt ein. Es ist jene Klage um die es heute geht. Doch Auer gibt nicht auf. "Das Café Restaurant und Schloss Cobenzl wird unter meiner Führung auch weiterhin für unsere Gäste 365 Tage im Jahr sehr gerne zur Verfügung stehen," sagt der Schlossherr.

Als Jesuitenkloster erbaut, erwarb Philipp Graf von Cobenzl (1741-1810) das Gebäude und errichtete 1776 ein Landhaus. Zu den berühmtesten Gästen zählte etwa Wolfgang Amadeus Mozart. Um 1800 wurde das Anwesen von der französischen Armee zerstört und dann wieder aufgebaut. 1887 entstand auf Schloss Cobenzl ein Hotel, 1907 kaufte die Stadt Wien das Areal, 1912 wurde ein Café-Pavillon eröffnet. 1966 ließ die Stadt das Schloss-Hotel abreißen, 1980 brannte das Café bis auf die Grundmauern nieder. 1983 übernahm Olaf Auer, der aus einer Salzburger Hotelierfamlie entstammt, die Brandruine und baute das Schloss und das Café wieder auf. Das Gästebuch liest sich wie ein Who is Who der internationalen Polit- und Musikszene: Königin Elizabeth II., der ehemalige US-Präsident John F. Kennedy, Musiker Elton John, der frühere UN-Generalsekretär Kofi Annan und die Backstreet Boys gaben sich ein Stelldichein auf dem Schloss.