Irgendwie kann man das ja verstehen. Beim letzten Nestroy-Theaterpreis gingen von acht möglichen Preisen sieben an das Burgtheater. Frust bei allen anderen Theatern war vorprogrammiert. Jetzt haben sich offenbar das ungleiche Trio bestehend aus Volkstheater-Direktor Michael Schottenberg, Josefstadt-Direktor Herbert Föttinger und Schauspieler Paulus Manker zusammengetan und die "Initiative Rettet den Nestroy Theaterpreis" gegründet. Dabei hat Manker beim letzten Mal immerhin den Publikumspreis bekommen. Die Initiative fordert eine Reform des Wahlmodus. Zur Erklärung: Eine Journalisten-Jury unter dem Vorsitz von Kritikerin Karin Kathrein nominiert Kandidaten, über die dann eine 300-köpfige Akademie abstimmt. Dieser Akademie wirft die Initiative vor, ein "reines Sympathievoting" vorzunehmen, weil die Mitglieder die meisten Stücke gar nicht gesehen hätten. Deshalb solle das System umgedreht werden, die Akademie die Vorschläge einbringen und die Expertenjury darüber urteilen. Originelle Forderung dazu: Die Jury müsse wirklich "ausnahmslos alle Vorstellungen" gesehen haben. Wie will man das kontrollieren? Mit einer bunten Theater-Wanderkarte zum Abstempeln?
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Wie gesagt, der Frust über die Unausgewogenheit ist nachvollziehbar. Aber, so bitter es für die Prinzipalen sein mag, es ist auch nicht ganz unmöglich, dass deren Produktionen schlicht nicht auszeichnungswürdig waren.