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Niemanden freut es, die Gauner von der Wall Street zu retten. Aber die Aussichten, falls das Kreditgeschäft nicht bald wieder in Schwung käme, sind düster.
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Bis zu zwei Billionen Dollar könnte das US-Bankenrettungspaket kosten. Das wären fast 15 Prozent das letzten Bruttoinlandsprodukts - die 838 Milliarden Dollar fürs Konjunkturprogramm oder die 350 Milliarden des Finanzmarktpakets noch gar nicht mitgerechnet. Vor dem Hintergrund einer drohenden finanziellen "Katastrophe", wie US-Präsident Barack Obama es nennt, hat das Rettungspaket von Finanzminister Timothy Geithner durchaus einen Sinn.
Es ist aber auch nicht auszuschließen, dass er, nachdem er das ganze letzte Jahr als Chef der New Yorker Notenbank damit verbrachte, sich Worst-Case-Szenarien auszudenken, an einer Art Kriegsneurose leidet. Das erinnert an all die Entscheidungen, die die letzte US-Regierung 2002 und 2003 im "Krieg gegen den Terror" getroffen hat: Jeden Morgen wurden neue schreckliche Gefahren an die Wand gemalt.
Was wir wirklich brauchen, ist mehr Transparenz: Größere Teile der Bevölkerung sollten Einblick bekommen, ob die Rettungsaktionen tatsächlich etwas bringen. Das war das große Problem mit der ersten Runde im Herbst. Huschpfusch ging das und man war auf Verschwiegenheit bedacht. Riesige Summen mussten die US-Steuerzahler in Krisenanleihen und Subventionen stecken, und heute lässt sich kaum feststellen, was aus dem Geld geworden ist.
Transparenz scheint nicht gerade zu den angeborenen Instinkten derjenigen zu gehören, die die Finanzmärkte regulieren. Im November bat "Bloomberg News" um Detailinformationen zu den mehr als zwei Billionen Dollar Soforthilfe der US-Notenbank. Im Dezember lehnte die Fed das Ansuchen ab.
Notenbankchef Ben Bernanke versprach dem Kongress jetzt, die Verlautbarungspolitik der Fed zu überdenken, und kündigte einen neuen, verbesserten Internetauftritt an. Aber sogar die kargen Informationen auf der alten, klobigen Website werfen die Frage auf, ob Geithner und Bernanke das Land noch tiefer in die Sackgasse führen wollen.
Zum Beispiel Fannie Mae und Freddie Mac: Laut Zahlen der Vorwoche hatte die Fed hier offene Kredite von 29 Milliarden Dollar und weitere 7 Milliarden an hypothekengestützten Forderungen. Mit dem neuen Rettungspaket könnten diese Zahlen nun auf 100 und auf 500 Milliarden ansteigen. Ergibt das einen Sinn? Wenn US-Steuerzahler in Verzweiflung darüber geraten wollen, wie man mit ihrem Geld umgeht, sollten sie also einen Blick in die Fed-Unterlagen werfen.
Teils stammen die Probleme der Wall Street ja genau aus dieser Geheimniskrämerei, mit der man über den dämlichen Anlageformen brütete. Ermöglicht wurden die Vorgänge durch Fed und Finanzministerium, mit ihrem Fetisch-Denken, bloß nicht diejenigen, die Hilfsgelder erhalten haben, zu stigmatisieren. Das muss aufhören.
Wenn Geithner für sein neues Hilfspaket das Geld der US-Steuerzahler will, muss er der Öffentlichkeit mehr Details darüber bekanntgeben, was genau damit geschehen soll.
Übersetzung: Redaktion