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Rettung ins Wachkoma: Joe Biden gewinnt Vorwahlen in South Carolina

Von Klaus Stimeder

Politik

Ex-Vizepräsident Joe Biden verbucht wie erwartet die Vorwahl in South Carolina für sich. Ob der Rückenwind für einen Erfolg am Super Tuesday reicht bleibt aber mehr als zweifelhaft.


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Los Angeles/Charleston/Washington D.C. Joe Biden hat die Vorwahlen in South Carolina gewonnen, und sein Sieg fiel eindrucksvoll aus. Bei einem Auszählungstand von hundert Prozent entfielen 48.4 Prozent der abgegebenen Stimmen auf den ehemaligen Vizepräsidenten. Auf Platz zwei landete Bernie Sanders mit rund 20 Prozent, dahinter der kalifornische Milliardär Tom Steyer mit 11. Letzterer gab noch am Abend sein Ausscheiden aus dem Rennen bekannt. Auf den hinteren Plätzen folgen Pete Buttigieg, Ex-Bürgermeister von South Bend, Indiana (rund 8 Prozent), Elizabeth Warren, Senatorin von Massachusetts (7) und Amy Klobuchar, Senatorin von Minnesota (3).

Inwiefern Bidens Erfolg im insgesamt vierten Vorwahl-Wettbewerb nachhaltige Folgen zeitigt gilt indes als zweifelhaft. Laut Umfragen stand sein Sieg in South Carolina, dem ersten Bundesstaat des Primary-Kalenders, in dem afroamerikanische Wählerinnen und Wähler eine entscheidende Rolle spielten, zu keinem Zeitpunkt in Frage. Entsprechend lautete die einzige offene, wie hoch oder niedrig sein Sieg ausfallen würde. Am Ende fiel er hoch aus, was Biden einerseits der Tatsache verdankt, dass er im Gegensatz zum Rest des Kandidatenfelds in den vergangenen zwei Wochen praktisch nur mehr dort wahlkämpfte; und andererseits, weil es ihm gelang, seine treuesten Wähler bei der Stange zu halten: Afroamerikaner, die älter als 45 sind. Während er sich bei der U-45-Fraktion die Stimmen noch nahezu halbe-halbe mit Sanders teilen musste, hängte er den Senator von Vermont bei älteren Semestern mehr als deutlich ab. Den alles entscheidenden Ausschlag gab in diesem Zusammenhang aber die Wahlempfehlung von Jim Clyburn, dem aus South Carolina stammenden Klubobmann (Majority Whip) der Demokraten im Repräsentantenhaus.

Mit dem 79-Jährigen verbindet den nur ein Jahr jüngeren Biden eine jahrzehntelange Freundschaft, der im aktuellen Wahlkampf sogar eine hochnotpeinliche Räuberpistole wie die von seiner angeblichen Verhaftung durch die Polizei des Apartheid-Regimes im Südafrika der Achtzigerjahre nichts anhaben konnte. Bidens grundsätzliches Problem ist freilich, dass Politiker mit jenem Einfluss, wie ihn Clyburn in South Carolina pflegt, außerhalb davon schon lange buchstäblich ausgestorben sind. Ob er es dementsprechend in den ihm verbleibenden 72 Stunden bis zum Super Tuesday schafft, auf seinen allerersten Sieg bei einer Vorwahl überhaupt – es ist nach 1988 und 2008 sein insgesamt schon dritter Anlauf im Kampf um die Nominierung seiner Partei zum Präsidentschaftskandidaten – noch etwas draufzulegen, scheint angesichts der Umfragen gelinde gesagt fraglich.

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In fünf der größten Bundesstaaten, in denen am Dienstag gewählt wird, führt denen zufolge nicht er, sondern Sanders, allen voran in Kalifornien und in Texas. Insgesamt stehen am Super Tuesday Vorwahlen in 14 Bundesstaaten am Plan. Neben den genannten zwei sind das Alabama, Arkansas, Colorado, Maine, Massachusetts, Minnesota, North Carolina, Oklahoma, Tennessee, Utah und Vermont. Zudem finden Caucuses im zu den USA gehörenden Territorium American Samoa sowie die Primary der Democrats Abroad statt, der Dach-Organisation der im Ausland lebenden Demokraten, die seit 1972 eine eigene Abordnung zum Parteitag entsenden und seit 1976 auch stimmberechtigt sind.

Angesichts der normativen Kraft des Bernie'schen besteht Bidens einzige Hoffnung darin, in den größeren Wettbewerben nicht vollkommen unterzugehen – sprich unter die 15-Prozent-Marke zu fallen, deren Unterschreitung null Delegierte zum Parteitag im Juli zur Folge hat – und in den kleineren zumindest so weit zu punkten, dass der Abstand zu Sanders nicht uneinholbar wird.

In diesem Kontext nicht zu unterschätzen ist freilich, was jetzt jene Kandidaten tun, die in South Carolina genau jenes Schicksal erlitten. Pete Buttigieg signalisiert bisher nichts, was auf einen baldigen Rückzug hindeutet. Michael Bloomberg, Milliardär und Ex-Bürgermeister von New York, der in South Carolina nicht am Wahlzettel stand, hat in den zur Disposition stehenden Bundesstaaten hunderte Millionen Dollar für Eigenwerbung ausgegeben und am Dienstagabend wird er erstmals wissen, wofür. Elizabeth Warren gab sich am Samstagabend ebenfalls noch kämpferisch; aber wenn es ihr in drei Tagen nicht gelingen sollte, zumindest in ihrem eigenen Bundesstaat auf Platz eins zu landen, besteht mehr als eine realistische Chance, dass sie sich vorzeitig verabschiedet. Was Amy Klobuchar indes noch von der endgültigen Aufgabe abhält – als bisher größten Erfolg hat sie einen dritten Platz in New Hampshire vorzuweisen und außer in dem Bundesstaat, den sie in Washington vertritt, verfügt sie in keinem einzigen der Super-Tuesday-States über eine Wahlkampf-Infrastruktur – weiß zum jetzigen Zeitpunkt wirklich nur mehr sie selber.