Zum Hauptinhalt springen

Rettungsaktion für Chrysler

Von WZ Online

Politik

Ford steigt ein | Nochmals 8 Milliarden Dollar Zuschuss von der US-Regierung | Schlechte Nachrichten zum ersten Mai: Der US-Autobauer Chrysler ist insolvent. Umschuldungsverhandlungen mit einem Teil der Gläubiger in den USA sind gescheitert. Chrysler hofft auf ein Comeback innerhalb von 60 Tagen mit dem neuen Partner Fiat und einer neuen Unternehmensstruktur.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 15 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

In einem Chapter-11-Verfahren des US-Konkursrechts kann Chrysler den normalen Geschäftsbetrieb aufrechterhalten. Das Unternehmen erklärte jedoch, der größte Teil der Produktion solle während der Verhandlungen mit Fiat ausgesetzt werden. Fiat will nach früheren Angaben zunächst einen Anteil von 20 Prozent an Chrysler übernehmen. Die Italiener zahlen dafür aber nicht mit Geld, sondern mit Technik. Chrysler soll künftig spritsparende Autos auf der Basis von Fiat-Modellen und mit Fiat-Motorentechnik bauen. Später könnte der Anteil auf 35 Prozent steigen.

Die Regierung ist dem Vernehmen nach bereit, den Neuaufbau des drittgrößten US-Autobauers mit 8 Mrd. Dollar (rund 6 Mrd. Euro) zu unterstützen. Sie hat Chrysler seit Jahresbeginn bereits Darlehen im Umfang von 4 Mrd. Dollar gewährt.

US-Präsident Barack Obama begrüßte die Entscheidung von Chrysler. Das Insolvenzverfahren werde dem Autokonzern helfen, wieder auf die Beine zu kommen, sagte er auf einer Pressekonferenz im Weißen Haus. Auch Kanada und die Regierung der kanadischen Provinz Ontario kündigten Unterstützung bei der Neustrukturierung an.

Der Vorstandsvorsitzende von Chrysler, Robert Nardelli, will nach Abschluss des Insolvenzverfahrens zurücktreten und als Berater für Cerberus Capital Management arbeiten. Er betonte, dass er nicht vom Finanzministerium zum Rücktritt aufgefordert worden sei. Er sei jedoch der Auffassung, dass nach dem Ende des Insolvenzverfahrens ein günstiger Zeitpunkt für einen solchen Schritt sei. Der Vizevorsitzende Tom LaSorda will in den Ruhestand gehen.

Nardelli erklärte, das neue Unternehmen solle von einem neunköpfigen Vorstand geleitet werden. Sechs der Mitglieder sollten von der Regierung und drei von Fiat bestimmt werden. Der Vorstand werde einen neuen Vorsitzenden wählen, sagte Nardelli, der Chrysler seit August 2007 führt.

Grund für den Insolvenzantrag ist nach Angaben von Gewährsleuten, dass keine Einigung über einen weitgehenden Erlass bevorrechtigter Schulden von 6,9 Mrd. Dollar (5,2 Mrd. Euro) erzielt werden konnte. Rund 40 Hedgefonds, die zusammen für etwa 30 Prozent dieses Betrags stehen, hätten eine Umschuldung zu den vorgeschlagenen Bedingungen bis zuletzt verweigert. Vier große Gläubigerbanken hätten der Umschuldung dagegen zugestimmt.

Chrysler hatte im vergangenen Jahr einen Verlust von 8 Mrd. Dollar gemeldet. Der ebenfalls ins Taumeln geratene Opel-Mutterkonzern General Motors muss bis zum 1. Juni seine Pläne für eine Neustrukturierung vorlegen. Wie bei Chrysler könnte die Schuldenfrage zum Stolperstein werden.

Zum ThemaWie die Chrysler-Insolvenz ablaufen soll