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Rettungsversuch für Cote d'Ivoire

Von Jacques Lhuillery

Politik

Paris - Die einstige französische Kolonialmacht unternimmt ab heute, Mittwoch, einen Rettungsversuch für die frühere westafrikanische Vorzeigerepublik Cote d'Ivoire (Elfenbeinküste): Mit einem versöhnlichen Gespräch am runden Tisch in Marcoussis bei Paris, an dem Platz für drei Rebellenfraktionen und die Regierung von Präsident Laurent Gbagbo ist, sollen die 15 Millionen Einwohner des Landes vor einem langwierigen Bürgerkrieg bewahrt werden.


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Seit dem Beginn der Rebellion im September ist das Land, das es mit seinen Kakao-Exporten zu einem gewissen Wohlstand gebracht hatte, faktisch geteilt. Der Norden wird - bis vor die Tore der offiziellen Hauptstadt Yamoussoukro - von Rebellen kontrolliert, der Süden von den Regierungstruppen. Zwischen den Fronten stehen 2500 französische Soldaten.

Die Vertreter der Regierung und der Rebellengruppen wurden vom französischen Außenminister Dominique de Villepin nach Marcoussis, 35 Kilometer südlich von Paris, eingeladen. Für das Gespräch am Runden Tisch sind acht Tage - bis zum 23. Jänner - eingeplant. Folgen soll am 26. oder 27. Jänner ein Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs afrikanischer Staaten, die von dem Bürgerkrieg betroffen sind. Dazu wird auch UNO-Generalsekretär Kofi Annan erwartet.

Die Ausgangssituation ist reichlich verfahren. Alle Rebellengruppen wollen den Rücktritt von Präsident Gbagbo erreichen, der im Oktober 2000 unter recht umstrittenen Umständen gewählt wurde. Die größte Rebellengruppe, die Patriotische Bewegung von Cote d'Ivoire (MPCI), hat zwar einen Waffenstillstand mit der Regierung vereinbart, zweifelt aber die Autorität des Präsidenten und seiner sozialistischen Ivorischen Volksfront (FPI) ebenso an wie die beiden Rebellenorganisationen des Westens - die Ivorische Volksbewegung des Großen Westens (MPIGO) und die Bewegung für Gerechtigkeit und Frieden (MJP).

Von allen Seiten misstrauisch beäugt werden die französischen Interventionstruppen, die zunächst nur für die Evakuierung und zum Schutz ausländischer Einwohner entsandt worden waren, inzwischen aber einen Puffer zwischen den verfeindeten Einheiten bilden. Sie sollten schon vor Wochen von Einheiten der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft, vor allem aus dem Senegal, abgelöst werden. Aber der Entsatz ließ auf sich warten.