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Ich ging fremd. Mittwochabend war ich recht müde und suchte etwas Leichteres als "Al Qaida, kulturwissenschaftlich betrachtet"; ein Beitrag, der eben in den "Dimensionen" auf Ö1 lief. Also schaltete ich auf Radio Wien um und landete in der "Alexander Goebel Show". Thema: "Die ewige Geliebte."
Es riefen die Nebenfrauen von verheirateten Männern an und erzählten aus ihrem Beziehungsalltag: Wie glücklich sie im Grunde sind, dass er halt leider nie ein Geschenk mitbringt, und dass er sich ja nicht scheiden lassen soll, wegen der Kinder, aber auch, weil eh alles so praktisch ist.
Goebel unterbrach andauernd mit einem "Ja, ja, ja", das so klang, als hätte er all diese Frauenschicksale selbst schon zigmal erlebt und erlitten. Goebel wollte aber nicht nur verstehen, sondern auch beraten ("Ich sag' Ihnen was: Seien Sie einfach glücklich"), schaffte es jedoch nicht immer ("Ich kann Ihnen keinen Rat geben, aber ich kann dazu aufrufen, dass diejenigen, die einen Rat wissen, bei uns anrufen"). Wollte er echte Überraschung mimen, dann jedesmal mit dem Ausruf "Is' net wahr!" wobei alle Versuche, in Wiener Dialekt zu verfallen, fehlschlugen.
Ein irrwitziges Theater, aber den Frauen schien's zu gefallen. Vielleicht freuten sie sich ja auch darüber, mit Alexander Goebel über etwas zu sprechen, das mit Sex zu tun hat. Ich jedenfalls werde mir nächsten Mittwoch wieder die "Dimensionen" anhören - und wenn es um Dreiecksbeziehungen innerhalb einer ausgestorbenen Echsenart geht.