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Reuiger Mafia-Boss packt aus: "Direkte Kontakte" zu Berlusconi

Von Rainer Mayerhofer

Politik

Rom - Der reuige Mafia-Boss Antonino Giuffre hat Italiens Ministerpräsident Silvio Berlusconi und dessen Partei Forza Italia schwer belastet: 1993, nach dem Zusammenbruch der Langzeitregierungsparteien Democrazia Cristiana und der | Sozialistischen Partei, hätten die Mafia-Bosse auf die neu entstehende Partei Berlusconis Forza Italia gesetzt und es habe direkte Kontakte zu Berlusconi gegeben.


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Die Mafia-Bosse hätten für die Lösung ihrer Probleme - Revision der Prozesse, reuige Mafiosi (Pentiti), Beschlagnahmeihres Besitzes - eine zuverlässige politische Kraft gesucht, nachdem ihr die alten politischen Partner abhanden gekommen waren, sagte Giuffre. Über Bauunternehmer sowie den ehemaligen Offizier der Finanzpolizei und heutigen Forza-Italia-Abgeordneten Massimo Maria Berutti, sowie über den engen Berlusconi-Vertrauten und Forza-Italia-Senator Marcello Dell'Utri hätten die höchsten Mafia-Bosse - unter ihnen der noch immer flüchtige Bernardo Provenzano - direkte Kontakte zu Berlusconi geknüpft, der zu dieser Zeit in seiner Villa in Arcore einen Stallknecht, Vittorio Mangano, beschäftig hatte, der selbst Mafia-Mitglied war.

Bereits bei den Europa-Wahlen im Jahr 1999 habe die Mafia Berlusconis Kandidaten in Sizilien massiv unterstützt. Bei den Parlamentswahlen im Vorjahr waren alle sizilianischen Wahlkreis an Berlusconis Wahlbündnis gefallen.

Die Aussagen Giuffres wurden jetzt als Beweismittel in dem in Palermo laufenden Prozess gegen Marcello Dell'Utri vorgelegt, in dem die Mafia-Verbindungen des Berlusconi-Vertrauten, der an der Spitze des Berlusconi-Konzerns Fininvest gestanden ist, untersucht werden. Giuffres Aussagen sind nicht die ersten, die Berlusconi und seine engste Umgebung in den Geruch der Mafia-Nähe bringen. Giuffre ist bereits der achte in der Reihe der Pentiti, die über Verbindungen zwischen Cosa Nostra und dem Berlusconi-Konzern Fininvest beziehungsweise Forza Italia auspacken.

Der schwer belastete Berlusconi-Vertraute Dell'Utri wies die Aussagen Giuffres als absolute Lügen eines Prahlers zurück. Seine Rechtsanwälte meinten, dass sich eben jeder reuige Mafioso besonders prominente Personen aussuche, gegen die man auspacke: Einmal sei es eben Andreotti, ein andermal Dell'Utri.

Im Verfahren gegen Dell'Utri war in der Vorwoche auch Ministerpräsident Berlusconi selbst an seinem Amtssitz in Rom von den Richtern befragt worden, hatte aber von seinem Recht Gebrauch gemacht, die Aussage zu verweigern.