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Vokuhilas, Popper-Ponys und weitere haarige Verbrechen. Wenn man sich so umsieht, feiern im Moment offensichtlich die Siebziger und Achtziger auf vielen männlichen Köpfen ein Comeback.
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In den 1980er Jahren kam es beim Frisör oftmals zu Bestellungen wie "Bitte einmal Vokuhila" (Abk. für vorne kurz, hinten lang). Umgehend wurde dann eine sagenhafte Komposition aus kurzen Stirnfransen und langer Nackenpartie, die optimalerweise bis zu den Schultern hinab reichte, gezaubert.
Vorreiter der schnittigen Frisur waren Fußballspieler aller Nationen, denn die aerodynamischen Nackenspoiler halfen ihnen, mit verbesserter Laufgeschwindigkeit und mehr Stabilität über den Rasen zu flitzen. Berühmtes Beispiel ist Rudi Völler, der dem Look bis heute treu geblieben ist. Er trägt sogar die so genannte Deluxe Variante - nämlich Vokuhila mit Schnauzbart, kurz Vokuhila-Mischna genannt.
Schlagerlegende Wolfgang Petry unterstreicht seine Haarpracht ebenfalls seit Jahren mit einem Schnauzer.
Aber nicht nur Sportler und Künstler scheinen dem Look erlegen zu sein, sondern auch Politiker sind infiziert. Der neue Sozialminister Erwin Buchinger präsentiert sich mit schulterlanger Nacken-Mähne und könnte damit glatt als Wolfgang Petry-Klon durchgehen, falls es mit der politischen Karriere irgendwann mal nicht mehr klappen sollte.
In Anbetracht der Tatsache, dass heute so einige männliche Wesen im 1980er-Jahre-Style die Gegend unsicher machen, stellt sich die Frage, ob wir es hier mit einem Retro-Trend zu tun haben?
Szene-Coiffeur Fred Sturmayr ist sich sicher: "Die 1980er-Jahre sind ein absoluter Frisurentrend. David Beckham könnte sich schön langsam wieder etwas Neues einfallen lassen und mal einen Blick auf unsere Politiker werfen."
Eines steht fest - pflegeleicht ist die Frisur allemal, einfach etwas Glanzgel im Haar verteilen, durchwuscheln und fertig!
Lange Haare sind dynamisch. Karl-Heinz Grasser zeigt sich in letzter Zeit ebenfalls mit häufig wechselndem Haupthaar. Das Repertoire reicht von Seitenscheitel, fransig geschnittener Mähne, gefärbten Strähnchen bis hin zur gefönten Tolle. Die Achtziger lassen grüßen!
"Der ehemalige Geldsäckelwart Österreichs wirkt mit seiner Haarpracht äußerst dynamisch. Lange Haare bei Männern sind heuer eindeutig ein Top-Modethema", so Starfigaro Sturmayr.
Grasser hätte auch bestimmt eine passable Figur in Miami Vice gemacht. Man erinnere sich an Don Johnson alias Sonny Crocket barfuss in Slippern mit Jeans, hochgekrempeltem Jackett, einem Polo-Shirt in zartem Pastellton inklusive perfekt sitzender Popper-Fönfrisur.
Popper nannte man in den 1980er-Jahren Jugendliche, die vorwiegend aus der Oberschicht kamen und quasi das Gegenteil der Punks waren. Sie trugen exklusive Markenmode und ihr einmaliges Erkennungsmerkmal war die Frisur. Der so genannte Popper-Pony ist ein Haarschnitt mit stufig geschnittenem Deckhaar und einer langen, asymmetrischen Stirnfransenpartie, die bis über die Augenbrauen fällt.
Zeitaufwändiger als ein radikaler Kurzhaarschnitt ist die Frisur auf jeden Fall. Vor allem, wenn man bedenkt, dass man die Pracht erst stundenlang fönen muss, bis die Tolle endlich die optimale Form angenommen hat. Ganz wichtig für danach: Bitte kaum oder am besten gar nicht bewegen, damit keine Strähne verrutscht, sonst dauert es ewig, bis wieder alles in Schuss ist.
Vorbild Franz Liszt? Lange Haarmatten waren schon bei berühmten Dichtern, Denkern und Komponisten beliebt. Franz Liszt trug wehende schulterlange Haare und angeblich wehrten sich auch Friedrich Schiller und Friedrich Hölderlin gegen die Schere.
Auch in den 1970er-Jahren trug man lang. Millionen Männer mieden damals die Friseursalons, die Koteletten begannen zu sprießen und so mancher männliche Zeitgenosse hatte Haare, die bis zum Hintern hinabreichten.
Hans Kreuzmayr alias Waterloo vom musikalischen Duo Waterloo & Robinson trägt auch eine Frisur der Marke Ultralang.
Doch wie lang ist zu lang? Oder kann es gar nicht lang genug sein? Coiffeur Sturmayr meint: "Längere Haare sind angesagt, aber der Romantik-Ultralanghaarlook ist heuer eher out."