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Revolution ist eine antike Spardose

Von Christina Böck

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Monodromos ist das Motto der aktuellen Athener Kunstbiennale. Das heißt, humanistisch Gebildete werden es ahnen, "Einbahnstraße". Um gleich allen "Und wir müssen’s zahlen!"-Aufbegehrern den Wind aus den Segeln zu nehmen: von Glamour à la Venedig keine Rede. Die Kuratoren mussten zum Beispiel vor der Eröffnung ihre Einladungen händisch frankieren, weil die Postbeamten gestreikt haben. Zu sehen sind Arbeiten, die sich relativ hilflos mit der Wirtschaftskrise und Griechenlands Rolle darin auseinandersetzen. Da geht es um geplatzte Träume, wie etwa in der Ausstellung, in der alte Olympic-Airlines-Uniformen arrangiert wurden - die Fluglinie, längst pleite, war einmal ein griechischer Mythos, jedes Jahr gab es neue Uniformen von berühmten Designern für die Stewardessen. In einer anderen Ausstellung ist ein antiker Kopf, der zu einer Spardose (oder einer Sammelbüchse?) umfunktioniert wurde, zu sehen. Das ist schön. Weil es zeigt, dass sich die Kunst nicht unterkriegen lässt. Und auch, dass den Griechen der Humor nicht ganz vergangen ist.

Währenddessen straft der Jugendsender MTV den Rap-Pionier Gil Scott-Heron Lügen. Der dichtete ja den Song "The Revolution will not be televised" - also, die Revolution wird nicht im Fernsehen übertragen. In Kürze will MTV in einer Doku-Soap die "Occupy Wall Street"-Bewegung porträtieren. Das riecht nach Sozialporno à la "Saturday Night Fever". Aber andererseits, wer, wenn nicht die Jugend, ist das wichtigste Zielpublikum für so eine Serie. Wie das Fernsehen die Revolution überträgt, muss man dem Fernsehen schon selbst überlassen.