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Rewe Austria baut Bioschiene aus

Von Rainald Edel

Wirtschaft

Rewe Austria will Biobauern stärker an sich binden. | 85 Prozent der Rewe-Bioprodukte aus Österreich. | Wien. Biolebensmittel sind in Österreich kräftig auf der Überholspur. Während die Konsumenten an diesem Segment unter anderem die Transparenz schätzen, fehlt den Landwirten offenbar der Durchblick, wohin ihre Produkte gelangen. Zu diesem Ergebnis kommt eine am Mittwoch vorgestellte Studie, die das Market-Institut im Auftrag der Rewe Austria durchführte.


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Demnach weiß nur jeder zweite Biobauer, an welche Marken und Anbieter er seine Produkte abliefert. Die Handelskette Rewe Austria möchte diesen "blinden Fleck" bei ihren Bauern künftig vermeiden und will verstärkt auf Direkteinkäufe bei Biobauern setzen.

Es sei dies "eine strategische Weichenstellung", sagte Werner Wutscher, Vorstand der Rewe Group Austria, bei der Präsentation der ersten Biobauern-Studie. Derzeit liegt der Anteil der Direktzulieferer an den heimischen Biobauern noch "im niedrigen einstelligen Bereich".

Vor allem Landwirte ab einer Anbaugröße von rund 50 Hektar zeigten sich laut der Market-Umfrage an Lieferverträgen interessiert. Es gebe "eine Tendenz, näher an den Markt zu rücken", betonte Wutscher. Hauptargument seitens der Bauern für eine engere Kooperation sind laut der Studie Preis- und Abnahmegarantien.

Rewe Austria, zu der die Supermärkte Billa, Merkur und Penny gehören, plant mit den heimischen Bauern Exklusivverträge mit 5-jähriger Laufzeit abzuschließen. Dabei werden den Landwirten im Vorfeld Mindestpreise garantiert.

Der tatsächliche Abnahmepreis wird dann jährlich, entsprechend den Marktpreisen, ausgehandelt. Zusätzlich werden fixe Auszahlungstermine vereinbart.

Bedürfnisse abgefragt

Ziel der Market-Studie war zu erforschen, wie das Thema "bio" bei den Landwirten verankert ist und welche Bedürfnisse die Produzenten haben. Im Rahmen dieser ersten Biobauernstudie wurden 516 heimische Biobauern über ihre Zufriedenheit mit ihren Betrieben, ihre Meinung zu Biomarken und ihre Zukunftsaussichten befragt. Unter den interviewten Landwirten waren laut Market nur knapp 25 Prozent Lieferanten von Ja!Natürlich.

Als Bestätigung ihres Bio-Engagements wertet Rewe Austria, dass 69 Prozent der Befragten Ja!Natürlich spontan als Biomarke nannten. Natur pur, die Biomarke des Rivalen Spar, lag mit 26 Prozent weit abgeschlagen an zweiter Stelle der Nennungen.

Sortiment ausbauen

Mit 230 Mio. Euro erzielte der Rewe-Konzern 2006 nicht ganz fünf Prozent seines Gesamtumsatzes von 5,27 Mrd. Euro mit Bio-Produkten. Derzeit umfasst das Sortiment rund 630 Artikel. 85 Prozent der Bioprodukte seien aus österreichischer Produktion. "15 Prozent müssen aus dem Ausland importiert werden, wobei es sich hier um Produkte wie Bananen, Orangen aus Sizilien oder auch Kaffee aus Ecuador handle, die in Österreich nicht angebaut werden können", betont Ja!Natürlich-Geschäftsführerin Martina Hörmer.

Brot und Backwaren machen rund ein Drittel des Umsatzes der Biomarke aus und verzeichnen zweistellige Zuwachsraten. Damit steige auch der Rohstoffbedarf am Biogetreidesektor.

Während früher vorrangig von den österreichischen Obst- und Gemüsebauern zugekauft worden sei, nehme nun der Anteil der Getreidebauern zu, so Hörmer.

Mit der Revitalisierung alter Getreidesorten wie etwa Dinkel und Einkorn sollen neue Kundenschichten angesprochen werden. Zusätzliche Marktanteile will Hörmer vor allem durch eine Verbreiterung der Angebotspalette gewinnen.

Wachsender Markt

Der Anteil von Bioprodukten am Lebensmitteleinzelhandel hat sich laut Agrar Markt Austria im Vergleich zum Vorjahr von 5,6 auf 6,1 Prozent gesteigert. Dazu hat auch die Frischwaren-Offensive der Diskonter beigetragen. Wertmäßig verzeichnete Bioware ein plus von 11,7 Prozent. Als besonders erfolgreich erwiesen sich dabei laut AMA Frisch- und ESL-Milch (eine durch ein spezielles Verfahren länger frisch bleibende Milch), Frischobst und -gemüse, Fleisch und Geflügel.

In Österreich gibt es laut Rewe mehr als 20.000 Biobauern. Im Jahr 1994 lag ihre Zahl noch bei 4500. Laut Angaben des Lebensmittel-Konzerns liefern rund ein Drittel, nämlich 7000 Bio-Landwirte, Produkte an den Handelsriesen.