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Rewe-Mitarbeiter im Visier

Von Katharina Schmidt

Wirtschaft

Gegen arbeitsrechtliche Missstände, die im Vorjahr die Supermarktkette Billa in das Schussfeld der öffentlichen Kritik gebracht haben, wurde von der Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA) eine Arbeitsgruppe eingerichtet. Gestern, Freitag, präsentierte GPA-Vorsitzender Wolfgang Katzian eine erste positive Bilanz dieser "Task Force".


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Immer wieder wurden im Jahr 2004 die Arbeitsverhältnisse bei Rewe Austria - neben Billa gehören ihr auch Bipa, Merkur, Emma sowie Mondo/Penny an - an den Pranger gestellt. Zu den Arbeiten der "Task Force" gehörten stichprobenartige Filial-Besuche, bei denen unter anderem festgestellt wurde, dass Überstunden nicht korrekt ausbezahlt wurden, auch gab es Unstimmigkeiten bei der Aufzeichnung der Arbeitszeiten. Teilweise mussten Verkäufer in ihrer Mittagspause abrufbereit sein. Grund dafür könnten nach Ansicht Katzians die häufig unzureichenden arbeitsrechtlichen Kenntnisse der Rayonsleiter sein.

In einzelnen Fällen scheint es aber auch schwerwiegendere Konflikte gegeben zu haben. Eine ehemalige Billa-Mitarbeiterin wehrte sich gegen eine angekündigte Kürzung ihrer Stunden von 38,5 auf 25 - sie hätte von dem geringeren Gehalt nicht mehr leben können - und wurde zur Kündigung angemeldet. Dagegen anzukämpfen hätte nichts genützt: Sogar der Betriebsrat warnte sie davor, dass man ihr "etwas anhängen" könnte, erklärt sie im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Konkret wurde ihr geraten, beim Verlassen der Filiale Spind, Handtasche und Auto genauestens zu kontrollieren, da jemand dort vermeintliches Diebesgut deponiert haben könnte - Grund für eine Entlassung. Der "Task Force" zur Beseitigung solcher Missstände, ins Leben gerufen von Rewe-Betriebsrat Alfred Greis, gehören auch Konzernchef Veit-Schalle und der neue Vorsitzende der GPA, Wolfgang Katzian, an. Neben der Besichtigung der Filialen beschäftigte sich die Gruppe laut Katzian mit der Bearbeitung von Einzelanfragen und mit Schulungen für leitende Billa-Angestellte.

Von den rund 200 - meist aus Angst um den Arbeitsplatz anonym eingegangenen - Anfragen zu arbeitsrechtlichen Konflikten sei ein Großteil positiv bearbeitet worden, so Katzian. Einige seien aber noch gerichtsanhängig.

An den von der GPA iniziierten Schulungen über Arbeitszeit, Pausenregelungen und Haftungsrecht hätten bereits über 200 Verkaufs- und Rayonsleiter in ganz Österreich teilgenommen. Katzian: "Seitens Rewe wurden diese sehr begrüßt, der Dialog soll fortgesetzt werden."

Ein Modell für Europa?

Arbeitsrechtliche Missstände sind kein rein "österreichisches Problem". GPA-Chef Katzian will daher im April auf europäischer Ebene das gemeinsame Vorgehen gegen internationale Handelsketten vorschlagen. Er habe mit dem Vorsitzenden der deutschen Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di bereits gesprochen.