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Die heimische Lebensmittelbranche ist in Einkaufslaune. Der Hintergrund ist jedoch wenig launig - der Preiskampf der letzten Jahre hat bei allen Marktteilnehmern Spuren hinterlassen, die Branche ist gezeichnet von einem harten Verdrängungswettbewerb.
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Um die sinkende Produktivität aufzumöbeln, schielen die Großen auch nach den Kleineren - so wird Spar seit kurzem ein Interesse für Plus/Zielpunkt nachgesagt. Die Nummer zwei am heimischen Lebensmittelmarkt lässt sich diesbezüglich bis dato nicht in die Karten schauen und lehnt jeden Kommentar dazu ab.
Der Einstieg von Rewe bei der kränkelnden Adeg vor ungefähr einem Jahr hat in der Branche für viel Wirbel gesorgt. Nun sorgt Rewe mit der gewagten Ankündigung, sich gleich 75 Prozent von Adeg einverleiben zu wollen, für einen weiteren Paukenschlag.
Doch schon die Übernahme der 24,9 Prozent hat sich der heimische Marktführer wahrscheinlich anders vorgestellt. Denn nur so ist es zu erklären, dass Rewe nun ins kalte Wasser springt, wettbewerbsrechtliche Bedenken ignoriert und die Dreiviertel-Übernahme der Adeg versucht.
Mit diesem Schritt will man die Sanierung bei Adeg vorantreiben, begründet eine Rewe-Sprecherin. Mit anderen Worten: Die Umstrukturierung bei Adeg läuft bis jetzt nicht nach den Vorstellungen des bisherigen Minderheitseigentümers.
Angesichts der Marktmacht der Rewe in Österreich (laut AC Nielsen verfügte die Gruppe im vergangenen Jahr über einen Marktanteil von 29,7 Prozent, Adeg hielt bei 6,1 Prozent, Verfolger Spar kommt nur auf 27,6 Prozent) scheint es unmöglich, dass die Wettbewerbshüter dem Deal jetzt vorbehaltlos zustimmen. Daher muss Rewe im schlimmsten Fall sogar mit einer Untersagung der Übernahme rechnen.
Doch es lohnt sich für den Handelsriesen offenbar trotzdem, die Flucht nach vorne anzutreten und einfach zu schauen, was passiert.
Denn da gibt es noch den Mittelweg zwischen Untersagung und Genehmigung, der auch im Jahr 1999 bei der Übernahme der Meinl-Filialen gewählt wurde: Ein Zuschlag mit Beschränkungen, sprich: Die Rewe-Gruppe musste auf Geheiß der EU auf einen Teil des Filialnetzes der Mohrenkette verzichten.
Und dies scheint auch bei der aktuellen Causa eine plausible Lösung. So könnte Spar, der größte Widersacher der Rewe, mit einigen Adeg-Filialen quasi ruhiggestellt werden.
Auf der Strecke bleibt bei dieser Lösung naturgemäß Adeg. Denn für die Kette würde dies jedenfalls die Zerschlagung bedeuten.
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